Chinesische Elektroautohersteller pumpen mehr Geld in Forschung und Entwicklung als Tesla

Eine CNBC-Analyse hat gezeigt, dass chinesische Elektroautohersteller sehr viel Geld in Forschung und Entwicklung investieren. Oft sogar mehr als ihr US-amerikanischer Konkurrent Tesla.   

NIO, Geely, Xpeng, Li Auto & Co

Auf dem chinesischen Markt für Elektroautos herrscht ein harter Wettbewerb. So kam es im letzten Jahr im Reich der Mitte zu regelrechten Preisschlachten. Fahrzeuge mit alternativen Antrieben machen laut CNBC mehr als 40 Prozent der gesamten Verkäufe in China aus. Viele chinesische Elektroauto-Startups investieren deshalb inzwischen prozentual zum Umsatz mindestens genauso viel in Forschung und Entwicklung wie ihre globale Konkurrenz. Analysten erkennen darin einen deutlichen Anstieg im Vergleich zu früheren Jahren. In manchen Fällen ist China sogar bei den absoluten Investitionssummen führend.

NIO belegt den ersten Platz

In den USA sind vier chinesische Elektroautohersteller an der Börse vertreten: NIO, ZEEKR, Xpeng und Li Auto. Bei diesen Vieren steht NIO an der Spitze, was die Investitionen in Entwicklung und Forschung angeht: Im ersten Quartal 2024 hat das Unternehmen fast 29 Prozent seines Umsatzes in Forschung und Entwicklung gesteckt. Das ist deutlich mehr als bei Tesla. Beim US-amerikanischen E-Auto-Pionier waren es 5,4 Prozent im ersten und 4,2 Prozent im zweiten Quartal. Allerdings ist das Unternehmen von Elon Musk bereits allgemein für seine vergleichsweise niedrige Investitionsquote bekannt.

Ob diese beeindruckenden Investitionen bei NIO auch zu einer langfristigen Wettbewerbsfähigkeit führen, muss sich erst zeigen. In den vergangenen Jahren musste der chinesische EV-Hersteller Verluste hinnehmen. Die Zahl der Auslieferungen der teuren Fahrzeuge steigen erst seit wenigen Monaten an. „Unternehmen sollten über die Qualität konkurrieren“, sagt Feng Shen, Vorsitzender des NIO-Qualitätsmanagementkomitees. „Wenn die Qualität nicht stimmt, ist man keine Konkurrenz.“

Seit September 2022 betreibt NIO eine zweite Fabrik in Hefei, einem wichtigen Produktionsstandort für viele Automobilhersteller. Das Werk beschäftigt rund 2.000 Mitarbeiter und setzt auf 756 Roboter, die einen Großteil der Produktion automatisieren.

William Li, Gründer und CEO von NIO erklärte im Juni gegenüber Journalisten, dass der Schlüssel darin liege, jede Phase der Produktion zu digitalisieren. Auf die Frage nach den Produktionsplänen im Ausland antwortete Li, dass NIO dieselben Produktionsstandards wie immer einhalten werde. Weitere Details zu seinen internationalen Plänen gab er jedoch nicht bekannt.

ZEEKR investiert zweistellig

Die Geely-Tochter ZEEKR investierte im ersten Quartal des Jahres 13 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung, während ihr Mutterkonzern in den letzten vier Jahren mindestens vier Prozent seines Umsatzes für Forschung ausgab.

Das Unternehmen verfolgt damit eine Strategie zur Verbesserung der Fahrzeughardware und -software mit Schwerpunkt auf softwaredefinierten Fahrzeugen. Darüber hinaus hat Geely eine flexible Elektroauto-Architektur namens SEA entwickelt. Sie ermöglicht eine schnellere Produktion von Fahrzeugen unterschiedlicher Größe. Im Automobilsektor sind schnelle Umsetzung und kontinuierliche Entwicklung neuer Produkte entscheidend für den Erfolg. Das wahrscheinlich Wichtigste ist die Fahrzeugplattform. Auf sie müssen die Hersteller ganz besonders achten und dann noch auf die Konsistenz des Ansatzes.

Tech-Unternehmen und Autokonzern zugleich

Experten warnen allerdings, dass das Verhältnis von Forschungsausgaben zum Umsatz, auch F&E-Intensität genannt, kein zuverlässiger Indikator für technologische Innovation sein muss.

Wenn sich mehr Autos mit besserer Rentabilität verkaufen lassen, bedeutet das im Wesentlichen, dass die innovativen Ansätze vermutlich richtig sind. Einige davon sind aber möglicherweise nicht in coolen Features enthalten. Es kann sich auch um systematische Kostensenkungen handeln, die oft weniger spektakulär, aber dafür sehr effektiv sind.

Die F&E-Intensität von Xpeng lag im ersten Quartal bei 20 Prozent. Li Auto war mit seinen Range-Extender-Modellen im Vergleich zu rein batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen mit einem Anteil von 11 Prozent besonders erfolgreich. Huawei gibt nach eigenen Angaben mindestens 10 Prozent seines Umsatzes für Forschung und Entwicklung aus, während die F&E-Intensität von CATL im ersten Quartal 5,4 Prozent betrug.

BYD toppt Tesla

BYD, das an der Börse in Hongkong notiert ist, gab im ersten Quartal umgerechnet 1,47 Milliarden US-Dollar für Forschung aus. Das entspricht 8,5 Prozent des Umsatzes. Diese Investitionssumme übertrifft selbst in absoluten Zahlen die 1,15 Milliarden US-Dollar, die Tesla im gleichen Zeitraum in Forschung und Entwicklung gesteckt hat.

Experten vermuten, dass die Elektroautohersteller in Zukunft versuchen werden, sich in den Bereichen Batterien und Software zu differenzieren. Das sind allerdings beides Bereiche, in denen CATL und Huawei dominieren. Es ist deshalb wenig wahrscheinlich, dass es einem anderen Unternehmen gelingt, ein besseres Produkt zu entwickeln und diese beiden Zulieferer zu übertrumpfen. In einem Markt, in dem die Verbraucher so leicht zwischen den Marken wechseln können, ist es für Automobilhersteller daher extrem schwierig, sich zu differenzieren.

Weitere Beiträge aus dieser Kategorie

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.