World Gold Council: Goldvorkommen knapper – Nachfrage bleibt hoch
Laut World Gold Council gestaltet es sich für Bergbauunternehmen zunehmend schwieriger, neue Goldvorkommen zu finden und zu erschließen. Die Nachfrage nach Gold bleibt aber ungebrochen hoch.
Die wichtigsten Goldförderländer
Der jährlichen Untersuchung des U.S. Geological Survey (USGS) zufolge belegte auch im Jahr 2023 China mit 370 Tonnen den ersten Platz unter den Goldförderländern. Den zweiten Platz teilten sich Australien und Russland mit 310 Tonnen. Dahinter folgte mit großem Abstand Kanada mit 200 produzierten Tonnen Gold. Die restlichen bekannten Goldreserven der Welt belaufen sich in Summe auf 59.000 Tonnen, so der Report.
Wirft man einen Blick auf die Daten von 2022, so zeigt sich, dass die Goldförderung insgesamt rückläufig ist. Das Reich der Mitte förderte im Vorjahr noch 372 Tonnen und Australien 314 Tonnen. Russlands Produktion blieb gleich. Die Summe des gesamten geförderten Goldes war ebenfalls zurückgegangen. Wurden im Jahr 2022 weltweit noch 3.060 Tonnen Gold produziert, so kamen 2023 nur noch 3.000 Tonnen zusammen.
World Gold Council: Goldfunde immer schwieriger
Dem World Gold Council (WGC) zufolge ist es zunehmend schwieriger, Gold zu fördern, weil die Vorkommen immer schwerer zu finden sind. Im ersten Quartal 2024 verzeichnete der WGC zwar eine Rekordproduktion in den Goldminen. Der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr beträgt 4 Prozent. Doch im Großen und Ganzen scheint die Minenproduktion um 2016, 2018 effektiv ein Plateau erreicht zu haben. Seitdem wurde kein nennenswertes Wachstum mehr gesehen.
Im Jahr 2020 musste die weltweite Goldproduktion zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt einen Rückgang von rund einem Prozent verzeichnen. Im Jahr darauf lag das Wachstum bei 2 Prozent und in 2022 bei etwa einem Prozent, jeweils im Vergleich zum Vorjahr. Laut dem letzten WGC-Jahresbericht bewegte sich die Minenproduktion im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr dann um 0,5 Prozent nach oben.
John Reade, Chief Market Strategist bei WGC, vermutet, dass zum einen die zehn Jahre schnellen Wachstums seit etwa 2008 der Bergbauindustrie in den Knochen stecken und sie nun Mühe hat, ein nachhaltiges Wachstum bei der Goldproduktion zu erreichen. Zum anderen erscheint es immer schwerer, neue, rentable Goldvorkommen zu finden, da viele vielversprechende Gebiete auf der ganzen Welt bereits intensiv erkundet wurden.
Kapital- und zeitintensive Vorbereitungen
Der großangelegte Goldabbau ist extrem kapitalintensiv und erfordert weitreichende Explorations- und Erschließungsarbeiten. Laut WGC muss man mit durchschnittlich 10 bis 20 Jahren rechnen, bis eine Mine überhaupt bereit für die Produktion ist. Und auch während der Exploration ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass Goldfunde auch tatsächlich zur Erschließung einer Mine führen: Nur etwa 10 Prozent der weltweiten Fundorte enthalten genug von dem gelben Edelmetall, um einen Abbau wirtschaftlich zu rechtfertigen.
Ein weiteres, häufiges Hindernis sind staatliche Genehmigungen, die den Bergbau erheblich erschweren. Bevor ein Bergbauunternehmen seinen Betrieb aufnehmen darf, sind Lizenzen und Genehmigungen erforderlich. Ihre Beschaffung kann durchaus mehrere Jahre dauern.
Ist ein Bergbauprojekt in einem abgelegenen Gebiet geplant, was tatsächlich sehr oft der Fall ist, muss außerdem die nötige Infrastruktur wie Straßen, Strom und Wasser erst geschaffen werden. Das erhöht die Kosten für den Bau dieser Minen und die Finanzierung des Betriebs.
Reade bringt es so auf den Punkt: Es wird immer schwieriger, Goldvorkommen zu finden, die nötigen Genehmigungen für den Abbau zu erhalten, die Mine zu finanzieren und sie zu erschließen.
Goldnachfrage ungebrochen
Die Nachfrage nach Gold bleibt dennoch ungebrochen hoch. Das berichtete der WGC zuletzt im April. Die weltweite Gesamtnachfrage nach Gold ist inklusive OTC-Käufe im ersten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 3 Prozent auf 1.238 Tonnen gestiegen. Damit war es das stärkste erste Quartal seit 2016.
Angetrieben von gesunden Investitionen auf dem OTC-Markt, andauernden Käufen durch Zentralbanken und eine erhöhte Nachfrage seitens asiatischer Käufer stieg der durchschnittliche Goldpreis auf 2.070 US-Dollar pro Unze. Das entspricht einem Plus von 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, einem Plus von 5 Prozent im Vergleich zum vorherigen Quartal und markiert einen neuen Rekord.
Im Jahresvergleich investierten Anleger 3 Prozent mehr in Barren und Münzen. Diese Investments blieben mit 312 Tonnen auf dem gleichen Niveau wie im vierten Quartal des Vorjahres.
Die Zentralbanken hingegen kauften in den ersten drei Monaten des Jahres weiterhin Gold in großem Umfang und erhöhten ihre offiziellen weltweiten Reserven um zusätzliche 290 Tonnen. Diese anhaltenden und umfangreichen Käufe durch den öffentlichen Sektor unterstreichen, dass Gold in internationalen Reserveportfolios angesichts der Marktvolatilität und des erhöhten Risikos immer noch eine bedeutende Rolle spielt.
Die weltweite Nachfrage nach Schmuck sank im Jahresvergleich. Aber nur um 2 Prozent, sie blieb trotz der Rekordpreise also relativ stabil. Die Rückgänge in Europa und Nordamerika waren etwas höher, doch die Nachfrage in Asien kompensierte sie.
Im Technologiebereich erholte sich die Nachfrage nach Gold im Jahresvergleich um 10 Prozent. Diese Entwicklung ist maßgeblich dem KI-Boom im Elektroniksektor zu verdanken.
Recyceltes Gold
Aus dem WGC-Jahresbericht geht weiter hervor, dass auch recyceltes Gold eine immer wichtigere Rolle spielt. Dessen Angebot stieg im vergangenen Jahr um neun Prozent auf 1.237 Tonnen. Doch trotz des hohen Goldpreises war das Angebot für recyceltes Gold 2023 fast 30 Prozent geringer als beim Rekordhoch 2009. Anders als während der globalen Finanzkrise und der Eurokrise gibt es derzeit kaum Notverkäufe von altem Schmuck. Die Verbraucher konnten auch noch nicht so viel alten, kaputten oder unerwünschten Schmuck anhäufen. Das letzte Allzeithoch des Goldpreises liegt schließlich erst ein Jahrzehnt zurück. Damals, zwischen 2008 und 2012, wurde ein großer Teil dieser Altgoldbestände mit der Welle des sehr hohen Recyclings zu Geld gemacht.
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