Wenn humanoide Roboter im Haushalt helfen

Ob Müll rausbringen oder Medikamente übergeben – humanoide Roboter im Haushalt sollen künftig deutlich mehr Aufgaben übernehmen als bisherige smarte Helfer. Auf dem European Robotics Forum in Stuttgart zeigen Hersteller, wie weit die Technik ist – und wie stark Europa aufholen will.

Von smarten Geräten zu humanoiden Robotern

Während smarte Staubsauger längst zum Alltag vieler Haushalte gehören, markiert die Entwicklung humanoider Roboter einen qualitativen Sprung. Unternehmen wie NEURA Robotics aus Metzingen arbeiten an intelligenten Robotern, die nicht nur autonom navigieren, sondern gezielt mit Menschen interagieren. Der neue Roboter MiPA („My intelligent Personal Assistant“) beispielsweise kann mit einem Arm Dinge greifen und transportieren, per Sprache gesteuert kommunizieren und über ein Display Videoanrufe ermöglichen.

Die Einsatzgebiete reichen vom einfachen Helfer im Familienalltag bis hin zur Unterstützung pflegebedürftiger Menschen. Gerade Letztere könnten durch humanoide Roboter im Haushalt länger selbstbestimmt leben – etwa, wenn Medikamente regelmäßig bereitgestellt oder Angehörige kontaktlos erreicht werden können.

Stuttgart als Bühne der Robotik-Branche

Zum ersten Mal findet das European Robotics Forum (ERF) in Deutschland statt. Über 70 Unternehmen präsentieren dort ihre Lösungen, mehr als 1.500 Fachleute aus Industrie und Forschung nehmen teil. Im Mittelpunkt steht die Verbindung von Robotik und Künstlicher Intelligenz (KI). Denn erst durch KI werden humanoide Maschinen in der Lage sein, flexibel auf menschliche Bedürfnisse zu reagieren.

David Reger, Geschäftsführer von NEURA Robotics, sieht in der Haushaltsrobotik nicht nur wirtschaftliches Potenzial, sondern gesellschaftliche Relevanz: „Wir wollen Alltagssituationen verbessern – ganz konkret, durch Technologie.“

Europa zwischen Potenzial und Investitionslücke

Zwar liegt Europa bei der Zahl eingesetzter Roboter hinter Asien, aber noch vor den USA. Problematisch bleibt jedoch das Investitionsniveau: Während in China und den USA massiv privates Kapital in die Robotik fließt, fehlt es hierzulande oft an mutigen Investoren. Gerade deshalb ist das ERF eine wichtige Plattform – auch für junge Unternehmen, die Investoren für ihre humanoiden Haushaltsroboter gewinnen wollen.

Besonders im Fokus: der neue Roboter 4NE-1 von NEURA Robotics. Er soll nicht nur greifen, tragen und sprechen, sondern durch seine humanoide Erscheinung Vertrauen aufbauen. Als Moderator eines Workshops geplant, fiel sein erster Auftritt wegen technischer Probleme aus. Doch der Fortschritt ist unübersehbar – nicht zuletzt durch die Beteiligung globaler Player wie NVIDIA, deren Entwickler die Integration von Sprach-KI in humanoide Roboter vorstellten.

Alltagstauglichkeit steht im Fokus

Der Preis für einen humanoiden Roboter liegt laut Reger derzeit noch bei rund 16.000 Euro – eine Summe, die er mit zunehmender Stückzahl auf etwa 5.000 Euro senken will. Damit könnte die Technologie bald auch für private Haushalte erschwinglich werden. Erste Einsatzszenarien sind klar definiert: Müllentsorgung, Medikamentenvergabe, Interaktion mit Familienmitgliedern oder auch einfache Assistenzdienste.

Humanoide Roboter im Haushalt sind damit längst keine Science-Fiction mehr. Was einst Zukunftsvision war, entwickelt sich heute in Laboren, auf Messen und in Start-ups zu marktfähiger Technologie. Dass der erste öffentliche Tag des Forums breiten Zuspruch erhielt, zeigt: Das Interesse in der Bevölkerung ist da – und der technologische Wandel nimmt Fahrt auf.

Weitere Beiträge aus dieser Kategorie

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.