Rentensysteme im Vergleich
Das Renteneintrittsalter variiert innerhalb Europas erheblich. Während einige Länder frühzeitige Rentenregelungen ermöglichen, müssen Deutsche besonders lange arbeiten. Doch wo steht Deutschland im Vergleich zu seinen europäischen Nachbarn?
Deutschland: Langes Arbeiten als Standard im Rentensystem
Seit der Rentenreform 2007 steigt das gesetzliche Rentenalter in Deutschland schrittweise auf 67 Jahre. Wer früher abschlagsfrei in Rente gehen möchte, muss mindestens 45 Beitragsjahre nachweisen. Diese Regelung betrifft jedoch nur ältere Jahrgänge – für alle ab 1964 Geborenen gilt die reguläre Altersgrenze von 67 Jahren.
Im Vergleich dazu liegt das Renteneintrittsalter in vielen anderen EU-Ländern niedriger. Dennoch gibt es Unterschiede in der Finanzierung und den Beitragszeiten, die den tatsächlichen Renteneintritt beeinflussen.
Frankreich: Reform mit Widerstand
Frankreich galt lange als eines der Länder mit einem vergleichsweise frühen Renteneintrittsalter. Die jüngste Reform hat das Rentenalter von 62 auf 64 Jahre angehoben – ein Schritt, der massive Proteste auslöste. Zusätzlich wurde die erforderliche Beitragszeit auf 43 Jahre erhöht, um volle Rentenbezüge zu erhalten. Wer diese Vorgabe nicht erfüllt, muss bis 67 arbeiten.
Italien: Gesetzliche Vorgaben und Ausnahmen
Offiziell liegt das Renteneintrittsalter in Italien bei 67 Jahren. Die Realität sieht jedoch anders aus: Viele Italiener gehen bereits mit 62 in Rente. Dies ermöglichen großzügige Sonderregelungen im Rentensystem, die es bestimmten Berufsgruppen erleichtern, früher aus dem Arbeitsleben auszusteigen. Die italienische Regierung plant, diese Schlupflöcher zu schließen, um das Rentensystem langfristig zu stabilisieren.
Dänemark: Dynamisches Rentenalter
In Dänemark ist das Rentensystem besonders progressiv. Das Rentenalter steigt kontinuierlich mit der Lebenserwartung der Bevölkerung. Derzeit liegt es bei 67 Jahren, soll aber bis 2040 auf 70 Jahre ansteigen. Experten gehen davon aus, dass zukünftige Generationen sogar bis 74 arbeiten müssen. Gleichzeitig ist das dänische Rentensystem steuerfinanziert, sodass jeder Bürger eine Grundrente erhält.
Niederlande und Spanien: Hohe Altersgrenzen
In den Niederlanden und Spanien müssen Arbeitnehmer fast so lange arbeiten wie in Deutschland. Das im Rentensystem veranschlagte Renteneintrittsalter liegt hier bei rund 66 bis 67 Jahren. Besonders in den Niederlanden wird die Rente schrittweise weiter angehoben.
Österreich: Einheitliches Rentensystem für alle
Österreich verfolgt einen anderen Ansatz: Hier zahlen nicht nur Angestellte, sondern auch Selbstständige, Beamte und Politiker in das Rentensystem ein. Dadurch ist die Finanzierung breiter aufgestellt. Das Renteneintrittsalter beträgt aktuell 65 Jahre für Männer und 61 Jahre für Frauen. Bis 2033 wird die Altersgrenze für Frauen ebenfalls auf 65 Jahre angehoben.
Die Kommentarfunktion ist geschlossen.