EU-Mercosur-Abkommen: Wie geht es weiter?

Das EU-Mercosur-Abkommen steht vor einer entscheidenden Phase. Nach einem Vierteljahrhundert zäher Verhandlungen liegt der Vertragstext vor – doch die Ratifizierung ist unsicher. Vor allem Frankreich stellt sich quer und sorgt damit für Verzögerungen im Ratifizierungsprozess. Die EU und die Mercosur-Staaten (Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay) planen den Aufbau einer der größten Freihandelszonen der Welt, doch nicht alle Mitgliedstaaten sehen darin einen Vorteil.

Landwirtschaft im Fokus der Kritik

Ein zentraler Streitpunkt beim EU-Mercosur-Abkommen ist die Agrarwirtschaft. Europäische Landwirte fürchten die Konkurrenz aus Südamerika, wo Fleischprodukte günstiger produziert werden. Brasilien hingegen betont die hohen Standards seiner „grünen Rinder“, die nahezu ausschließlich mit Gras gefüttert werden. Präsident Lula da Silva sieht in dem Abkommen eine historische Chance, Handelsbarrieren abzubauen und Protektionismus zu überwinden. Er setzt auf Kooperation mit Frankreich – trotz des aktuellen Widerstands.

Alternative zum globalen Handelschaos

Das EU-Mercosur-Abkommen wird von Experten als strategische Antwort auf die wachsende Unsicherheit im Welthandel gesehen. Die von Ex-US-Präsident Donald Trump ausgelösten Zollkonflikte haben die internationale Handelsordnung erschüttert. Eine stabile Freihandelszone zwischen der EU und Südamerika könnte für beide Seiten wirtschaftliche Stabilität bringen.

Kritik aus Argentinien und Umweltbedenken

Während Brasiliens Regierung für das Abkommen wirbt, äußern sich viele argentinische Unternehmer kritisch. Die schwache Binnenwirtschaft und die Gefahr eines ungleichen Wettbewerbs werden als Risiken gesehen. Auch Umweltschützer schlagen Alarm: Das EU-Mercosur-Abkommen könnte bestehende Umweltprobleme und soziale Ungleichheiten in Südamerika verschärfen.

Wie es weitergehen könnte

Ein möglicher Ausweg aus der politischen Sackgasse ist das sogenannte Splitting-Verfahren: Der kommerzielle Teil des Abkommens könnte separat ratifiziert werden – auch gegen den Willen einzelner EU-Staaten. Die EU-Kommission hätte damit ein Instrument, um zumindest den wirtschaftlichen Teil des Deals voranzutreiben.

Politisch bleibt die Lage angespannt. Südamerikanische Staaten verhandeln derweil auch mit Alternativen wie China, Singapur oder den USA – doch für viele bleibt der europäische Markt attraktiver. Er bietet nicht nur Nachfrage nach Rohstoffen, sondern auch Absatzmöglichkeiten für Industrieprodukte und Komponenten.

Das EU-Mercosur-Abkommen steht am Scheideweg

Ob das EU-Mercosur-Abkommen in Kraft tritt, hängt von diplomatischem Geschick und politischer Überzeugungsarbeit ab. Die kommenden Monate könnten entscheidend sein – für Südamerikas Exporteure, Europas Landwirte und die globale Handelsordnung.

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