EU-Gebühr auf Billigimporte: Kommission plant Pauschale für Kleinsendungen

Die EU-Kommission will künftig stärker gegen die Flut an Billigwaren aus Fernost vorgehen. Im Zentrum der neuen Maßnahmen steht eine geplante EU-Gebühr auf Billigimporte, die vor allem Online-Plattformen wie Temu und Shein betrifft. Der Vorschlag sieht eine Pauschale von 2,00 Euro pro Direktversand kleiner Pakete vor – ein Schritt, der nicht nur auf den wachsenden Wettbewerbsdruck im europäischen Onlinehandel reagiert, sondern auch den EU-Haushalt stabilisieren soll.
Milliardenflut aus China: Warum Brüssel reagiert
Im Jahr 2024 wurden laut EU-Kommission rund 4,6 Milliarden Kleinsendungen mit einem Warenwert unter 22 Euro in die EU eingeführt. Rund 90 Prozent dieser Waren stammten aus China. Damit hat sich das Importvolumen binnen eines Jahres mehr als verdoppelt – mit erheblichen Folgen für Zollbehörden und Marktteilnehmer. Die geplante EU-Gebühr auf Billigimporte ist eine direkte Reaktion auf diesen Trend. Sie soll Zollprozesse entlasten, die Kontrollen gefährlicher Produkte ermöglichen und gleichzeitig die europäische Wirtschaft vor verzerrtem Wettbewerb schützen.
Zwei-Stufen-Modell: Unterschied zwischen Direktversand und Lagerlieferung
Die Kommission schlägt ein zweistufiges Modell vor: Für Produkte, die über Zentrallager nach Europa gelangen, ist eine geringere Gebühr von 0,50 Euro vorgesehen. Werden die Waren jedoch direkt an Endkunden geliefert, greift die volle EU-Gebühr auf Billigimporte in Höhe von 2,00 Euro. Damit sollen insbesondere Geschäftsmodelle unter Druck gesetzt werden, die auf schnelle Direktversendungen zu Niedrigstpreisen setzen und dabei Sicherheitsstandards oft unterlaufen.
Ziel: Fairer Wettbewerb und funktionierende Zollkontrolle
Neben dem wirtschaftlichen Ausgleich verfolgt die Maßnahme auch ein sicherheitspolitisches Ziel: Laut EU-Behörden gelangen über Billigplattformen vermehrt Produkte in den Binnenmarkt, die Sicherheitsrisiken bergen oder nicht den europäischen Standards entsprechen. Die Einnahmen aus der EU-Gebühr auf Billigimporte sollen teils in zusätzliche Zollkapazitäten fließen. Der Rest wird dem allgemeinen EU-Budget zugeführt – ein Novum, das die Finanzierung gemeinschaftlicher Aufgaben stärken könnte.
Einzelhandel im Fokus: Unterstützung statt Verdrängung
Kritik an den bisherigen Strukturen kam vor allem aus dem europäischen Einzelhandel, der seit Jahren unter der preislichen Unterbietung durch asiatische Plattformen leidet. Mit der EU-Gebühr auf Billigimporte will Brüssel nun ein deutliches Signal senden: Wettbewerbsverzerrung durch unfaire Preisgestaltung soll unterbunden, europäische Händler sollen gestärkt werden. Ob die Pauschale in der Praxis zu einer Trendwende im grenzüberschreitenden E-Commerce führt, bleibt offen – die politische Richtung jedoch ist klar.
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