Wasserstoffzüge: Teurer Irrweg oder Innovationschance?

Milliardeninvestitionen in Wasserstoffzüge in Deutschland
Mit großem Aufwand und hohen Investitionen setzte Deutschland auf Wasserstoffzüge als umweltfreundliche Alternative zu Dieselzügen. Besonders das Projekt des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) sollte Maßstäbe setzen: 27 Wasserstoffzüge von Alstom wurden für rund 500 Millionen Euro beschafft – vermarktet als größte Wasserstoff-Flotte der Welt. Doch der Start verlief holprig: Lieferverzögerungen, technische Ausfälle und fehlender Wasserstoff führten zu erheblichen Einschränkungen im Fahrbetrieb. Wasserstoffzüge in Deutschland stehen deshalb zunehmend in der Kritik.
Technische Probleme und Lieferschwierigkeiten
Zum geplanten Betriebsstart im Dezember 2022 waren nur wenige der bestellten Wasserstoffzüge einsatzbereit. Ersatzverkehre mit Dieselbussen prägten das Bild im RMV-Gebiet. Erst Ende 2023 waren alle Fahrzeuge ausgeliefert, doch auch dann rissen technische Pannen nicht ab. Hersteller Alstom räumte Schwierigkeiten mit der Antriebstechnologie und Materialengpässe ein. Konsequenz: Auf zahlreichen Strecken verkehren wieder Dieselzüge – ein Rückschlag für die nachhaltige Verkehrswende.
Klimabilanz von Wasserstoffzügen kritisch hinterfragt
Wasserstoffzüge in Deutschland gelten als lokal emissionsfrei, da sie lediglich Wasserdampf ausstoßen. Doch die Klimabilanz hängt entscheidend von der Herkunft des Wasserstoffs ab. Grüner Wasserstoff, produziert mit erneuerbarem Strom, ist Mangelware. Stattdessen stammt der eingesetzte Wasserstoff oft aus fossilen Quellen, was die CO₂-Einsparungen erheblich relativiert. Zudem weisen Wasserstoffzüge eine niedrige Gesamteffizienz auf: Bis zu 70 Prozent der eingesetzten Energie gehen durch Umwandlungsverluste verloren.
Batterieelektrische Züge als effizientere Alternative
Immer mehr Experten plädieren daher für batterieelektrische Züge. Diese können auf elektrifizierten Abschnitten per Oberleitung und auf nicht-elektrifizierten Strecken mit Batteriebetrieb fahren. Der Wirkungsgrad solcher Fahrzeuge liegt deutlich höher als bei Wasserstoffzügen in Deutschland. Auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur gestaltet sich einfacher und kostengünstiger als der Aufbau komplexer Wasserstofftankstellen.
Oberleitung bleibt das Nonplusultra
Langfristig sehen Bahntechniker die vollständige Elektrifizierung mittels Oberleitung als effizienteste Lösung. Elektrische Züge, die direkt aus der Oberleitung gespeist werden, erreichen Wirkungsgrade von über 80 Prozent und sind weltweit etabliert. In Deutschland könnten viele nicht-elektrifizierte Streckenabschnitte mit überschaubarem Aufwand nachgerüstet werden, wodurch die Abhängigkeit von Diesel- oder Wasserstofflösungen weiter reduziert werden könnte.
Wasserstoffzüge in Deutschland: Zukunft ungewiss
Die anfängliche Euphorie über Wasserstoffzüge in Deutschland ist einer deutlich nüchternen Betrachtung gewichen. Hohe Anschaffungskosten, technische Unsicherheiten und die noch ungelöste Frage der nachhaltigen Wasserstoffproduktion stellen große Herausforderungen dar. Während Pilotprojekte wertvolle Erfahrungen liefern, scheint die breite Umsetzung im Regionalverkehr zunehmend fraglich.
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