Starker US-Dollar und hohe Zinsen bremsen den Goldpreis
Attraktive Renditen bei US-Staatsanleihen und ein starker Dollar: Hohe Zinsen bremsen den Goldpreis aus und lassen ihn derzeit wieder sinken. Das Abwärtspotenzial bleibt jedoch begrenzt.
Wenig Zuversicht
Die latente Kriegsgefahr im Nahen Osten und die allgemein hohe Verunsicherung der Anleger haben den CBOE Gold Volatility Index auf über 19 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit Mitte April getrieben. Das klingt zwar nicht gerade positiv, doch der „sichere Hafen“ Gold weist damit immer noch ein deutlich geringeres Risiko auf als beispielsweise der S&P-500-Index, dessen Volatilitätsindex (VIX) zuletzt auf über 27 Prozent kletterte.
Man könnte meinen, die Anleger müssten sich erst noch an die neuen Kursschwankungen gewöhnen. Die Zeiten, in denen die Börsianer mit Zuversicht in die Zukunft blickten, scheinen vorbei zu sein.
Die chinesische Wirtschaft macht weiterhin mit enttäuschenden Konjunkturdaten von sich reden. Die heute am frühen Morgen von den Chinesen gemeldeten Exportzahlen für den Monat Juli waren schwächer ausgefallen als erwartet. Die Importe hingegen übertrafen die Prognosen der Analysten.
Starke Entwicklung im ersten Halbjahr
Im bisherigen Jahresverlauf konnte der Goldpreis kräftig zulegen. Seit Jahresbeginn verzeichnete er ein Plus von rund 20 Prozent und erreichte Mitte Juli mit 2.468,95 US-Dollar je Feinunze einen neuen Spitzenwert.
Zu dieser erfreulichen Entwicklung trug vor allem die kontinuierlichen Goldkäufe diverser Zentralbanken bei. Die erwartete Zinssenkung dürfte die Nachfrage nach dem edlen Metall ebenfalls weiter stärken, da niedrigere Zinsen das zinslose Gold attraktiver erscheinen lassen. Aktuell bremsen unter anderem die noch hohen Zinsen den Goldpreis allerdings aus.
Im Sommer bewegt sich der Goldpreis traditionell in einer eher engen Bandbreite. Die Unsicherheit über den Zeitpunkt der Zinssenkung durch die US-Notenbank ließ ihn in der zweiten Julihälfte wieder leicht zurückfallen. Und auch als bekannt wurde, dass die chinesische Zentralbank im Mai ihre massiven Goldkäufe unterbrochen hat, nachdem sie damit zuvor die physische Goldnachfrage enorm gestützt hatte, sorgte für zusätzlichen Gegenwind für das gelbe Metall.
Die eskalierenden geopolitischen Spannungen im Nahen Osten und in Europa, die normalerweise den Goldpreis nach oben pushen würden, konnten lediglich einen weiteren Rückgang verhindern und zu seiner Stabilisierung beitragen.
Aussichten für das dritte Quartal
Rohstoffanalysten sind optimistisch, was den Goldpreis betrifft. Sie rechnen bis zum Ende des dritten Quartals mit einem Preisanstieg auf über 2.500 US-Dollar pro Unze. Nach der traditionell ruhigen Sommerzeit wird eine neue Dynamik auf den Plan treten. Wirtschaftliche Faktoren wie ein nachlassender Preisdruck und die für September erhoffte Zinssenkung werden dann die Attraktivität von Gold als Investment trotz fehlender Rendite erhöhen.
Ob der US-Präsidentschaftswahlkampf zu einer erhöhten Volatilität führen könnte, darüber gehen die Meinungen stark auseinander. Experten erwarten aber, dass die künftige Geldpolitik die Entwicklung der Edelmetallpreise maßgeblich beeinflussen wird. Die jüngsten Konjunkturdaten aus den USA deuten nämlich auf eine Abschwächung und nachlassenden Preisdruck hin.
Die Nachfrage nach physischem Gold dürfte anhaltend hoch bleiben. Zentralbanken, allen voran die der Türkei, stocken ihre Goldreserven nach wie vor kräftig auf. Und auch die weltweite Nachfrage durch Verbraucher bleibt trotz der Rekordstände stabil.
Der starke Anstieg des Goldpreises hat zwar die Nachfrage in China gedämpft, weil dort die anhaltende Immobilienkrise die Kaufkraft der Verbraucher weiterhin beeinträchtigt. Doch die Goldimporte nach Indien blieben stark, was überdurchschnittliche Goldkäufe vermuten lässt. Hohe Goldimporte zur Jahresmitte führen normalerweise zu einer robusten Schmuckproduktion für die Festivitäten im dritten Quartal führen, erläutern die Experten. Indien macht 20 Prozent des weltweiten Schmuckverbrauchs aus und ist weltweit der zweitgrößte Verbrauchermarkt für Gold. Die Erwartungen eines starken Wirtschaftswachstums in diesem Land, in dem Gold als Wertspeicher fest etabliert ist, dürften dem Edelmetall Auftrieb geben.
Mögliche Entwicklung in den kommenden Jahren
Experten vermeiden es, Prognosen für den Goldpreis abzugeben, die mehrere Jahre in die Zukunft gehen. Die Faktoren, die den Goldpreis beeinflussen, sind höchst volatil und komplex, was eine Vorhersage schwierig macht. Obwohl viele Analysten langfristig optimistisch in die Zukunft blicken, gehen die Erwartungen weit auseinander. Die Range für die nächsten fünf Jahre reicht von 1.700 US-Dollar pro Unze bis 3.000 US-Dollar pro Unze. Die Optimisten argumentieren, dass in fünf Jahren viel passieren kann, auch globale Wirtschaftskrisen. Auch kurzfristige Faktoren wie die Entdollarisierung, geopolitische Sorgen und die hohe Nachfrage aus China werden uns wohl noch längere Zeit begleiten. Optimistisch für Gold zu sein, ist in ihren Augen deshalb nur vernünftig.
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