Nahost-Konflikt bringt Aufwärtspotenzial für Ölpreis

Der jüngste Nahost-Konflikt zwischen der libanesischen Hisbollah-Miliz und Israel, aber auch die anderen Konfliktherde in dieser Region haben Einfluss auf den Ölpreis. Das Risiko, dass sich der Konflikt noch stärker ausweitet, steigt täglich. Es droht ein anhaltend hoher Ölpreis.

Weltweite Ölversorgung in Gefahr

Die Sicherheitslage im Nahen Osten ist höchst angespannt. Das wirkt sich auch auf die Weltmärkte aus. Der Gaza-Krieg zwischen Israel und der Hamas sorgt seit geraumer Zeit für Beunruhigung. Jetzt schüren die jüngsten militärischen Auseinandersetzungen Ende August zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon, die sowohl mit der Hamas als auch dem Iran verbündet ist, neue Angst. Droht ein größerer Krieg im Nahen Osten? Wenn ja, könnte dieser die weltweite Ölversorgung empfindlich stören.

Kriegsrhetorik im Nahen Osten lässt Ölpreise steigen

Am 25. August verübte die libanesische Hisbollah-Miliz, die sich mit der Hamas solidarisiert, mehrere Vergeltungsschläge. Vorangegangen war ein „Akt der Selbstverteidigung“, bei dem Israel Ziele im Südlibanon angegriffen hatte. Dabei war der hochrangige Hisbollah-Kommandeur Fuad Shukr zu Tode gekommen. Die Hisbollah sprach nach Angaben von „dpa-AFX“ von einem ersten Teil ihres Vergeltungsschlages, der vorerst beendet sei. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hingegen wählte deutlich kriegerischere Worte. Er erklärte, Israel werde weiterhin einer einfachen Regel folgen, die da lautet: Wer uns Schaden zufügt, dem werden wir Schaden zufügen.

Nach Informationen der Frankfurter Rundschau sprach Netanjahu auf einer Pressekonferenz vor wenigen Tagen von einem „existenziellen Krieg“ gegen den Iran und dessen Verbündete. Zu diesen Verbündeten zählt auch die Hisbollah-Miliz. Deren Chef Hassan Nasrallah soll seinerseits weitere Angriffe auf Israel ebensowenig ausgeschlossen haben. Die Lage im Nahen Osten bleibt also angespannt. Die Gefahr, dass sie weiter eskaliert, wächst. Und das wiederum spricht für anhaltend hohe Ölpreise.

Erhöhtes Risiko hält Ölpreis auf hohem Niveau

Schon einen Tag nachdem sich die Hisbollah und die israelische Armee Ende August sich gegenseitig attackiert hatten, stiegen die Ölpreise deutlich an. Doch die Lage beruhigte sich auch genauso schnell wieder. Gewisse Experten meinen, dass die Spannungen im Nahen Osten und das erneut hohe Risiko eines größeren Konflikts diesmal für einen anhaltend hohen Ölpreis sorgen könnten. Ihre Prognosen lassen vermuten, dass Brent-Futures im September zwischen 75 und 85 US-Dollar pro Barrel gehandelt werden. Derzeit liegt der Preis für ein Barrel Rohöl der Sorte Brent knapp über 73 US-Dollar.

Eskaliert der Konflikt zwischen Israel und Iran?

Eine große Sorge der Experten ist, dass es zu einem Vergeltungsschlag des Iran wegen des Todes von Ismail Hanija kommen könnte. Hanija war der Auslandschef der Hamas. Er war laut dpa-AFX vor einigen Wochen bei einer Explosion in einem Gästehaus der iranischen Regierung in Teheran ums Leben gekommen. Israel würde mit großer Wahrscheinlichkeit erneut zurückschlagen und diese Reaktion könnte einen Angriff auf die iranischen Ölreserven und die damit verbundene Infrastruktur beinhalten. Damit wären drei bis vier Prozent der weltweiten Ölversorgung gefährdet. Das Risiko eines größeren Konflikts im Nahen Osten, der den Iran dauerhaft in Schwierigkeiten bringt, impliziert nach Ansicht der Experten ein Aufwärtsrisiko für den Rohölpreis.

Kein Waffenstillstand in Sicht

Die Hoffnungen auf einen baldigen Waffenstillstand im Gazastreifen schwinden. Diese Entwicklung bietet Aufwärtspotenzial für den Ölpreis. Der Verhandlungsverlauf sei entscheidend für weitere Vergeltungsmaßnahmen gegen Israel und damit für dessen mögliche Reaktionen. Bisher konnte man sich lediglich auf kurze Feuerpausen einigen. Eine davon sollte diese Woche Kindern im betroffenen Gebiet eine Polio-Impfung ermöglichen. Doch abgesehen davon stocken die Verhandlungen über einen Waffenstillstand – trotz des Engagements von Katar, Ägypten und den USA, die allesamt als Vermittler auftreten. Sie bemühen sich nach Kräften, um sowohl einen Waffenstillstand als auch die Freilassung von Geiseln zu erreichen. Vor allem der von der israelischen Armee besetzte Philadelphi-Korridor an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten ist ein heißer Streitpunkt. Die Hamas und Ägypten von Israel fordern einen Truppenabzug, doch Ministerpräsident Netanjahu macht Anfang September deutlich, dass er keinesfalls die Absicht hat, den Korridor aufzugeben.

Mit diesen Äußerungen und der damit verbundenen starren Haltung machte Netanjahu die laufenden Verhandlungen praktisch zunichte. Vom Verlauf der Gaza-Verhandlungen hängt aber viel ab. Deren Ergebnisse dürften entscheidend dafür sein, ob es zu weiteren Vergeltungsschlägen kommt oder nicht. Solange Vergeltungsschläge nicht ausgeschlossen werden können, vermuten diverse Experten, dass diese Furcht den Ölpreis weiter nach oben treiben wird.

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