Kräftige Preisabschläge bei unsanierten Wohnimmobilien 

Besitzer von Wohnimmobilien mit Öl- oder Gasheizung müssen in den nächsten Jahren mit einem hohen Wertverlust rechnen. Preisabschläge von bis zu 30 Prozent könnten beim Verkauf auf sie zukommen. Mittlerweile ist also nicht mehr allein die Lage maßgeblich für den Wert einer Immobilie. 

Nicht mehr nur Lage, Lage, Lage

Unsanierte Immobilien mit Öl- oder Gasheizung werden nach Einschätzung von Ökonomen, Maklern und Immobilienfachleuten in den kommenden Jahren nur noch mit wachsenden Preisabschlägen den Eigentümer wechseln. Bereits jetzt sind unsanierte Häuser und Wohnungen günstiger als energieeffiziente Wohnimmobilien. Branchenkenner vermuten, dass sich dieses Preisgefälle noch weiter vergrößert. Bisher war die gängige Lehrmeinung die, dass der Preis einer Wohnimmobilie hauptsächlich von ihrer Lage abhängt. Dies gilt nun nicht mehr in gewohnter Weise. Die Preise schwanken, und zwar abhängig vom Alter, der Lage und immer öfter auch der Energieeffizienzklasse der Immobilie, erklären Immobilienexperten. Bei energetisch unsanierten Immobilien mit einer Energieeffizienzklasse von D oder schlechter rechnen sie mittel- bis langfristig mit Preisabschlägen von 20 bis 30 Prozent.

Käufer achten verstärkt auf Energieeffizienz

Auf Immobilien-Webseiten schenken viele Kaufinteressentinnen und -interessenten direkt von vornherein Angeboten in den schlechteren Energieeffizienzklassen E bis H keine Beachtung. Sie filtern Immobilien mit Energieklasse E oder schlechter einfach heraus, das lässt sich anhand der gesammelten Daten beobachten. Für Mieter hat dieser Aspekt noch kaum Relevanz, aber für Käufer, die bereits hohe Finanzierungskosten zu tragen haben, wird er immer wichtiger. Schließlich ist davon auszugehen, dass die Energiekosten in den kommenden Jahren spürbar steigen werden.

Preisanstieg bei der Erdgasversorgung 

In den kommenden dreißig Jahren werden mehr und mehr Wärmepumpen und Fernwärmeanschlüsse die alten Gas- und Ölheizungen ersetzen. Gleichzeitig wird der Betrieb der alten Netze für Stadtwerke und Energieversorger immer teurer, je weniger Haushalte ans Gasnetz angeschlossen sind. Diese Kosten werden aber auf die Verbraucher umgelegt und in Form von Gasnetzentgelten auf die angeschlossenen Haushalte verteilt. Bereits für das kommende Jahr ist da mit deutlichen Erhöhungen zu rechnen. Zusätzlich soll die CO2-Abgabe voraussichtlich ebenfalls steigen. Einige Energieversorger wie der MVV in Mannheim peilen deshalb eine baldige Abschaltung ihres Gasnetzes an. Und es werden laufend mehr, die solche Überlegungen anstellen.

Faktor Klimawandel

Prognosen des „Network for the Greening of the Financial System“, einer internationalen Arbeitsgemeinschaft von Zentralbanken und Aufsichtsbehörden, besagen, dass der Klimawandel in den kommenden Jahrzehnten in vielen Ländern einen großen Effekt auf die Immobilienpreise haben wird. Unter unglücklichen Bedingungen könnten die Immobilienpreise bis 2050 kräftig fallen – in Deutschland um fast 25 Prozent. Ökonomen betonen, dass es sich bei derartigen Aussagen nicht um Prognosen, sondern um Szenarien handelt. Geopolitische Risiken und andere Faktoren, die die Entwicklung beeinflussen könnten, sind in diesen Szenarien nicht berücksichtigt.

Zögern könnte kostspielig werden

Eine halbherzige oder verzögerte Klimapolitik birgt eine Gefahr für den gesamten Immobilienmarkt. Häuser, die energetisch nicht mit der Zeit gehen, werden die Rechnung vom Markt präsentiert bekommen. Eine rechtzeitige Vorbereitung kann unterm Strich deshalb oft Geld sparen. Die Preisunterschiede zwischen energetisch effizienten und unsanierten Immobilien sind regional allerdings unterschiedlich. Je höher die Leerstandsquote in der besagten Region, desto eher ist mit höheren Preisabschlägen zu rechnen, schätzen Experten die aktuelle Lage ein.

Größere Preisgefälle in ländlichen Gebieten

In Regionen mit mehr Leerständen sind Wohnimmobilien der beiden schlechtesten Kategorien G und H schon jetzt mehr als die Hälfte billiger als diejenigen der besten Effizienzklassen A und A+. Wer eine energetisch schlechte Immobilien sein Eigen nennt, dürfte es in der Zukunft schwerer haben, was die Vermietung, den Verkauf und die Finanzierung der Immobilien betrifft.

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