Kohle und Erdgas dominieren erneut den Strommix

Im ersten Quartal 2025 hat Deutschland erstmals seit zwei Jahren wieder mehr Strom aus fossilen Energiequellen als aus Erneuerbaren produziert. Diese Entwicklung markiert einen spürbaren Rückschritt in der Energiewende. Insbesondere der schwache Wind zu Jahresbeginn führte dazu, dass Strom aus fossilen Energiequellen einen höheren Anteil am Energiemix erreichte als Strom aus Wind, Sonne und Co.
Strom aus fossilen Energiequellen nimmt zu
Nach Angaben des Statistischen Bundesamts wurden im ersten Quartal 50,5 % des Stroms in Deutschland aus fossilen Energiequellen wie Kohle und Erdgas erzeugt. Noch im gleichen Zeitraum 2024 lag dieser Wert bei 41,5 %. Damit zeigt sich ein Anstieg um 19,3 %. Parallel dazu sank der Anteil der Erneuerbaren um 17 % auf 49,5 % – ein Niveau, das zuletzt 2023 unterschritten wurde.
Diese Entwicklung ist eng an die Witterung gekoppelt: Ein außergewöhnlich windarmes Quartal sorgte dafür, dass Windenergie stark zurückging. Obwohl sie mit einem Anteil von 27,8 % weiterhin der wichtigste einzelne Energieträger bleibt, reichte dies nicht aus, um die Defizite anderer erneuerbarer Quellen auszugleichen.
Konventionelle Kraftwerke kompensieren Schwankungen
Die rückläufige Produktion aus erneuerbaren Energien wurde durch vermehrte Einspeisung von Strom aus fossilen Energiequellen aufgefangen. Dabei legte Erdgas besonders stark zu: Mit einem Anteil von 20,6 % lag es deutlich über dem Vorjahreswert von 15,8 %. Kohle hielt sich mit 27,0 % auf fast gleichem Niveau wie Windkraft.
Gleichzeitig stieg der Anteil der Photovoltaik an der Stromerzeugung um ein Drittel auf 9,2 %. Biogas trug 6,1 % bei, Wasserkraft 3,8 %. Diese Anteile konnten die Gesamtbilanz jedoch nicht entscheidend zugunsten der Erneuerbaren verschieben. Der Stromimport nahm um 14,9 % auf 19,3 Mrd. kWh zu, während die Exporte um 3 % zurückgingen.
Windschwäche als strukturelles Risiko
Die Abhängigkeit vom Wind macht sich in der deutschen Stromerzeugung immer stärker bemerkbar. Bereits 2021 war der Windanteil im ersten Quartal ähnlich niedrig wie in diesem Jahr. Das wirft Fragen nach der Widerstandsfähigkeit des Stromsystems gegenüber natürlichen Schwankungen auf. Solange keine großflächigen Speichertechnologien oder Lastmanagementlösungen etabliert sind, bleibt der Strom aus fossilen Energiequellen eine Notlösung – mit direkten Folgen für Klimaziele und Emissionen.
Entwicklung betont politische Herausforderungen
Die Rückkehr zum Strom aus fossilen Energiequellen zeigt, wie labil die Balance im deutschen Energiemarkt ist. Trotz Zuwächsen bei der Solarenergie war es nicht möglich, wetterbedingte Einbrüche bei der Windkraft auszugleichen. Für die Energiewende bedeutet dies: Der Ausbau regenerativer Erzeugung muss mit Resilienzstrategien wie dezentralen Speichern, Sektorenkopplung und intelligenter Netzsteuerung einhergehen.
Nur so lässt sich verhindern, dass der Strom aus fossilen Energiequellen in windarmen Phasen dauerhaft wieder die Oberhand gewinnt. Denn obwohl die aktuellen Zahlen kein strukturelles Comeback fossiler Energien bedeuten müssen, ist ihre Rolle im Strommix kurzfristig wieder gewachsen – mit klar messbaren Auswirkungen.
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