Fed beschließt großen Zinsschritt und senkt die Zinsen um 50 Basispunkte
Auf die heutige Leitzinsentscheidung der US-Notenbank Fed hatte der Markt mit Hochspannung gewartet. Und tatsächlich: Erstmals seit 2020 senkte sie die Zinsen, und zwar direkt um 50 Basispunkte. Damit erfüllte sie die Erwartungen der meisten Marktteilnehmer.
Die US-Börsen feiern den großen Zinsschritt. Der Dow Jones verzeichnet ein Plus.
Fed erfüllt Erwartungen
Dass die US-Notenbank bei ihrem heutigen Zinsentscheid eine Leitzinssenkung einleiten wird, das galt in Marktkreisen aus ausgemachte Sache. Schließlich hatte der Notenbankchef Jerome Powell bereits im August angekündigt, dass die Zeit nun reif sei, für eine Zinswende. Andere führende Notenbanken wie die EZB, die Bank of England oder die SNB hatten zudem bereits vor Monaten vorgelegt und ihrerseits eine Senkung des Leitzinsniveaus vorgenommen. An den Kapitalmärkten entbrannten dennoch intensive Diskussionen darüber, weil unklar war, wie groß der Zinsschritt ausfallen würde: Wird es einen kleinen Zinsschritt um 25 Basispunkte oder einen großen um 50 Basispunkte geben? Zuletzt überwog die Wahrscheinlichkeit für einen „XL-Zinsschritt“, da der US-Arbeitsmarkt Schwächetendenzen aufwies und sich die Inflationsraten rückläufig entwickelten.
Die allgemeine Marktmeinung erwies sich dann auch als richtig: Die US-Notenbank verkündete eine Senkung des Leitzinses um 50 Basispunkte. Der Zinskorridor liegt nun bei 4,75 bis 5,00 Prozent.
Großer Zinsschritt als Reaktion auf sinkende Inflation
Die Leitzinssenkung der Fed ist eine Reaktion auf den seit Monaten nachlassenden Inflationsdruck. Im Jahr 2022 erreichte die Teuerungsrate in den USA Höchststände von etwa neun Prozent. In den darauffolgenden Monaten und Jahren konnte jedoch ein Rückgang beobachtet werden. Die Verbraucherpreise im August 2024 wiesen auf Jahressicht lediglich noch eine Teuerung von 2,5 Prozent auf. Obwohl die Rate damit weiterhin über dem von der Fed angestrebten Ziel von zwei Prozent liegt, war die abnehmende Tendenz offenbar überzeugend genug, um die Fed zu einer ersten Zinssenkung zu animieren.
Im März 2022 verkündete der Vorsitzende der Fed, Jerome Powell, die erste Leitzinssteigerung. In der Folge stieg der Leitzins bis Juli 2023 in mehreren schnellen Schritten auf ein Niveau von 5,25 bis 5,5 Prozent. Eine von vielen Beobachtern befürchtete Rezession ist in den USA trotz des sehr hohen Zinsniveaus bis heute nicht zu beklagen.
Niedriges Zinsniveau vorteilhaft für den Aktienmarkt
Niedrigere Zinsen wirken sich in der Regel positiv auf den Aktienmarkt und die allgemeine Konjunktur aus. Für Unternehmen werden Kredite günstiger, was die Finanzierung von Investitionen und Expansionen erleichtert. In der Folge steigen Gewinne und Aktienkurse, da Investoren auf höhere Erträge setzen. Auch Privatanleger investieren verstärkt in Aktien, da festverzinsliche Anlagen wie Anleihen weniger Rendite abwerfen und somit an Attraktivität verlieren. Darüber hinaus haben niedrigere Zinsen einen stimulierenden Effekt auf die allgemeine Konjunkturlage. Unternehmen können mehr investieren und Verbraucher nehmen häufiger Kredite in Anspruch, beispielsweise für den Kauf von Immobilien oder Konsumgütern. Dies führt zu einer Stärkung der Nachfrage und fördert das Wirtschaftswachstum.
Gratwanderung der Notenbanken
Ein Nachteil niedriger Zinsen ist allerdings, dass sie langfristige Risiken wie eine Inflation begünstigen. Zum Leidwesen vieler Verbraucher war dies in den letzten Jahren gut zu beobachten.
Der Fed muss folglich – ebenso wie unter anderem auch der EZB, die bereits zwei Leitzinssenkungen für 2024 verkündet hat – eine Gratwanderung gelingen. Sinken die Zinsen zu schnell, besteht die Gefahr, dass die Inflation wieder ansteigt. Dennoch ist die US-Zentralbank gefordert, auf Schwächetendenzen in der US-Konjunktur zu reagieren. Ein zu hohes Zinsniveau birgt das Risiko, dass es statt zu einer „sanften Landung“ zu einer Rezession und zu steigenden Arbeitslosenzahlen kommt. Mit dem großen Zinsschritt von 50 Basispunkten möchte die Fed der zuletzt etwas schwächelnden US-Konjunktur Entlastung verschaffen. Die Inflationsrisiken stuft sie mittlerweile offenbar als moderat ein.
Börsen erfreut über den großen Zinsschritt
Die Leitzinsentscheidung der Fed, die bereits seit Wochen das bestimmende Thema an den US-Märkten war, nahmen die Anleger mit einem hohen Kaufinteresse auf. Der Dow Jones sprang direkt nach der Bekanntgabe auf ein neues Allzeit-Hoch mit 41.981,97 Zählern. Der technologielastige NASDAQ Composite verzeichnete ebenfalls schon starke Zuwächse. Der Index notiert zeitweise 1,2 Prozent im Plus bei 17.832,70 Einheiten.
Der große Zinsschritt, der überwiegend so erwartet worden war, löst bei den Aktionären Begeisterung aus. Er beweist, dass die Fed die Schwächesignale der US-Konjunktur gesehen hat und mit allen Mitteln eine Rezession vermeiden will. Die Börsianer gehen nun davon aus, dass aufgrund der sinkenden Renditen der Anleihen die Attraktivität von Unternehmensaktien steigen werden.
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