Die Finanzkrise vor und nach 2008: Spannende Insights und Hintergründe
Die Finanzkrise des Jahres 2008 hat die weltweite Finanzbranche an den Rand des Abgrunds gestürzt. Der Absturz der Weltbörsen im Jahr 2008 war durch die Subprimekrise in den USA ausgelöst worden, bei der eine riesige Blase geplatzt war, hervorgerufen durch die Immobilienkreditvergabe an Eigenheimkäufer, die nach europäischen Maßstäben nicht kreditwürdig gewesen wären. Begonnen hatte die Krise im Sommer 2007, die Vorgeschichte reicht jedoch weiter zurück. Eine erste große Blase zum Ende des 20. Jahrhunderts hatte sich an den Börsen mit der Entwicklung der Internetwirtschaft gebildet, als Unternehmen, die auf dem neuen Hochtechnologiefeld tätig wurden, selbst ohne unternehmerische Substanz an den Börsen aberwitzig hoch bewertet wurden.
Diese Entwicklung hat zwei Ursachen: 1. verfügt die Risikokapitalbranche vor allem in den USA über eine bestimmte Tradition und Kultur, die von europäischen Banken und privaten Geldgebern bis heute nicht nachvollzogen werden kann. Man glaubt an neue Geschäftsideen und ist bereit, in diese zu investieren, auch wenn es sich tatsächlich nur im Ideen handelt, denen nachhaltiges Wirtschaften noch nicht nachgewiesen werden konnte. Auf diese Weise floss zunächst viel Geld in die jungen Unternehmen. 2. folgte die Börse schon immer ihren eigenen Gesetzen.
Nachdem die Internet-Startups an die Börse gegangen waren und die Kurse aus dem Stand kräftig stiegen, wollten die meisten Anleger den Boom nicht verpassen und stiegen rasch ein, was die Kurse in astronomische Höhen trieb. Es wurden Internetunternehmen zum Teil höher bewertet als etablierte Firmen der „Old Economie“, ohne nennenswerte Umsätze oder gar Gewinne zu erzielen. Diese Blase musste zwangsläufig platzen. Als die ersten enttäuschenden Geschäftszahlen der neu an den Börsen platzierten Newcomer bekannt wurden, purzelten die Kurse und rissen das Gesamtsystem nach unten.
Liquiditätsabfluss führt zu massiv fallenden Kursen
Die Börse funktioniert nach den Gesetzen der Massenpsychologie viel eher als nach rationalen Überlegungen. Wird erst einmal Liquidität dem Aktienmarkt massiv entzogen, sind häufig alle Asset-Klassen gleichermaßen betroffen, was eine verheerende Börsenkrise auslöst.
Auf diese Krise reagierte die FED mit der Senkung der Leitzinsen und spülte damit neue Liquidität in die Märkte. Dieses Geld suchte nach neuen Anlagemöglichkeiten und fand den Immobilienmarkt, der zu dieser Zeit von stetig steigenden Preisen in den USA geprägt war. Es gab bis Anfang der 2000er Jahre nichts Sichereres, als in den USA ein Eigenheim zu besitzen. Häufig nahmen die Besitzer weitere Hypotheken auf ihr Haus auf, um zusätzlichen Konsum zu finanzieren. Die Häuser wurden über ihren tatsächlichen Wert hinaus drastisch überbewertet, und was lag also von Seiten der Banken her näher, als jedem der es wünschte ein Eigenheim zu finanzieren.
Durch die Preissteigerungen schien die Bank auf jeden Fall auf der sicheren Seite zu sein. Es wurden sogenannte NINJA-Kredite vergeben für: No Income, No Job or Assets. Das erscheint aus europäischer Sicht absolut abenteuerlich, wurde jedoch so gehandhabt. Auch diese Krise platzte, nachdem die Zahlungsausfälle das kalkulierte Ausmaß überstiegen. Zusätzlich hatte die Finanzbranche einige aus ihrer Sicht pfiffige Versicherungen für die Subprime-Kredite konstruiert („CDS-Kreditausfallversicherung“), die als selbständige Wertpapiere an den Märkten gehandelt wurden, aber wenn das zugrundeliegende Geschäftsmodell – die Vergabe von Immobilienkrediten – nicht mehr funktioniert, funktionieren auch die Kreditversicherungen nicht mehr.
Diese CDS, die ihrerseits hohe Kurssteigerungen zu verzeichnen hatten, verursachten eine zusätzliche Blase in der Blase. Sie waren allerdings in verschiedenen Risikoklassen zusammengefaßt und wieder tranchiert und dann um die Welt herum gehandelt worden – nach dem Prinzip: Den Letzten beißen die Hunde – so dass auch europäische Banken in den Strudel hineingezogen wurden. Als der Wert der Immobilien selbst nicht mehr weiter stieg, platzte die Blase.
Die Entwicklung der Finanzwelt ab 2008
Der Einbruch an den Finanzmärkten seit dem Sommer 2007 erfolgte rasch und drastisch. Die Anleger, durch die 2000er Krise und auch den brutalen Absturz am 11. September 2001 vorsichtig geworden, verkauften an manchen Tagen im Sekundentakt. Erfahrene Börsianer erinnerten sich beispielsweise daran, dass nach den Terroranschlägen des 11. September nichts mehr zu verkaufen gewesen war, und so handelten sie 2007-2008 rasch und entschlossen. An manchen Tagen wie dem Montag, dem 21.01. zu Dienstag, dem 22.01.08 fiel der Dax um 850 Punkte von 7250 auf 6400 Zähler, und dies wohlgemerkt ohne welt- oder wirtschaftspolitisch bedeutsame Ereignisse.
Der VDax, also der Volatilitätsdax, der die Schwankung des Indexes beschreibt und als „Angstbarometer“ bezeichnet wird, stieg gleichzeitig auf etwa 30 Zähler und später, auf dem Höhepunkt der Krise (und dem Tiefpunkt der Indizes) im Herbst 2008 gar auf über 60 Punkte. Normal sind – wie gegenwärtig – weniger als 20 Punkte. Nach Monatsschwankungen von 1000 Punkten, die konservativen Anlegern und Fondsmanagern den Schweiß auf die Stirn trieben, erreichte der deutsche Leitindex – im Gleichtakt mit Dow, FTSE, CAC40, Ibex und den meisten führenden Indizes – seinen Tiefpunkt im März 2009 bei ~3600 Zählern und hatte damit seit seinem All-Time-High am 13.07.07 (8151 Punkte) etwa 65% seines Wertes verloren.
Dies meinen Wirtschaftswissenschaftler, wenn sie von der Vernichtung von Billionenvermögen sprechen. Ob man das so interpretieren soll ist eine andere Frage, denn die Unternehmen mit ihren Maschinen, Anlagen und ihrer Produktion existierten und schufen Werte wie eh und je. Fest steht jedoch, dass seither niemand mehr im Ernst daran denkt, seine Altersvorsorge vorwiegend auf Aktienanlagen aufzubauen.
Erholung der Wirtschaft ab 2009
Entsprechend vorsichtig und von großer Skepsis begleitet lief die Erholung ab April 2009 an. Zwar stiegen die Kurse teils rasant und erreichten im Sommer 2009 schon wieder die 5000-Punkte-Marke im Dax, jedoch wurden die Warner nicht müde das Ende der Wirtschaftsgeschichte auszurufen. Man könnte sagen, der Markt hat seit den beiden kurz aufeinanderfolgenden Krisen der Jahre 2000 und 2008/09 seine Unschuld verloren, und ob und wann er sie wiederfindet steht gelinde gesagt in den Sternen. Jedoch spielt den Anlegern hier das allzu menschliche Verständnis von (wirtschaftlichem) Fortschritt einen Streich.
Natürlich möchte man, dass alles immer vorangeht, natürlich möchte man im Alter von seinen Ersparnissen und Anlagen zehren können. Und es tut unglaublich weh, wenn ein heute 65jähriger, der als 30jähriger in Aktien von Daimler investiert hat, absehen kann, dass diese in seinem Leben möglicherweise nie wieder den Einstiegskurs erreichen. Was wird er wohl seinem Enkel raten? Finger weg von Aktien? – Könnte sein.
Wer sich noch intensiver mit den Geschehnissen der Finanzkrise von 2008 auseinandersetzen möchte, der findet im Spielfilm „The big short“ wissenswerte Insights und Hintergründe, insbesondere zum bekannten Star-Investor Michael Burry, der den Crash vorhergesagt hatte und massiv daran verdienen konnte.
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