ETS2 startet bald – was der Emissionshandel für Verbraucher bedeutet

Ab 2027 wird der Emissionshandel für Verbraucher spürbar zur Realität. Mit dem Start des europäischen Handelssystems ETS2 werden CO₂-Zertifikate auch für die Sektoren Verkehr und Gebäude Pflicht. Das könnte Benzin, Diesel und Heizkosten deutlich verteuern – besonders für Pendler und Menschen ohne klimafreundliche Alternativen.
Emissionskosten auf dem Weg zur Arbeit
Rund 13 Millionen Pendlerinnen und Pendler in Deutschland sind täglich auf das Auto angewiesen. In ländlichen Regionen fehlt oft der öffentliche Nahverkehr – der Umstieg auf Bahn oder Bus ist kaum möglich. Der neue Emissionshandel für Verbraucher könnte den Alltag dieser Menschen verteuern: Schon heute zahlen Autofahrer mit Verbrennungsmotor rund 16 Cent pro Liter zusätzlich durch die nationale CO₂-Abgabe.
Mit ETS2 könnte dieser Aufschlag noch steigen. Denn im Gegensatz zum Industriesystem ETS1, wo CO₂-Zertifikate für rund 80 Euro pro Tonne gehandelt werden, erwarten Experten im Bereich Verkehr und Gebäude wesentlich höhere CO₂-Vermeidungskosten – teilweise bis zu 1.200 Euro pro eingesparter Tonne. Der CO₂-Preis im ETS2-System könnte laut Studien auf über 300 Euro steigen.
Heizen und Tanken wird teurer – Alternativen fehlen
Nicht nur Autofahren, auch das Heizen mit Öl oder Gas könnte massiv teurer werden. Für viele Haushalte drohen zusätzliche Kosten in Höhe von mehreren hundert Euro jährlich. Gleichzeitig ist bislang unklar, wie Haushalte entlastet werden sollen. Ein sogenanntes Klimageld ist politisch bisher nicht umgesetzt – der Emissionshandel für Verbraucher bleibt damit ein einseitiger Belastungsfaktor.
Kommunen testen synthetische Kraftstoffe
Einige Städte gehen eigene Wege. So setzt die Stadt Saarbrücken bei ihrer Müllabfuhr auf den CO₂-befreiten Kraftstoff HVO 100 – ein synthetischer Diesel auf Basis von Altspeiseöl. Dieser reduziert die Emissionen laut Angaben um bis zu 90 Prozent und entlastet gleichzeitig das kommunale Budget. Kritiker bemängeln allerdings die Rohstoffbasis und Abhängigkeit von Importen.
Forscher aus Hamburg erproben derweil neue Verfahren zur Herstellung synthetischer Kraftstoffe aus heimischen Abfällen, etwa Plastikmüll. Diese könnten künftig Diesel oder Kerosin ersetzen und so den bestehenden Fahrzeugbestand klimafreundlicher machen. Angesichts von über 40 Millionen Verbrennern in Deutschland sei diese Technologie laut Experten entscheidend, um kurzfristig Emissionen zu senken.
Sozial gerechter Übergang gefordert
Um den Emissionshandel für Verbraucher politisch tragfähig zu gestalten, fordern Experten neue Ansätze wie das sogenannte „Social Leasing“: Statt Kaufprämien für E-Autos könnten einkommensabhängige Leasingraten eingeführt werden – finanziert aus den Einnahmen des CO₂-Zertifikatehandels. Damit würden auch einkommensschwächere Haushalte entlastet und der Umstieg auf saubere Technologien gefördert.
Langfristig gilt: Der Erfolg von ETS2 hängt davon ab, ob wirtschaftlicher Druck mit echten Alternativen verbunden wird. Nur so kann der Emissionshandel für Verbraucher sozial gerecht und ökologisch wirksam gestaltet werden.
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