Klage gegen Milka: Verbraucherschützer kritisieren Shrinkflation

Die Verbraucherzentrale Hamburg verklagt den Schokoladenhersteller Mondelez. Hintergrund ist eine Veränderung bei Milka-Schokoladentafeln: Statt wie bisher 100 Gramm wiegen sie nun nur noch 90 Gramm – bei gleichbleibendem oder sogar gestiegenem Preis. Der Vorwurf: Shrinkflation und Verbrauchertäuschung.
Shrinkflation: Wenn Produkte schrumpfen, der Preis aber bleibt
Shrinkflation beschreibt ein Phänomen, das in den letzten Jahren immer häufiger wird: Hersteller reduzieren den Inhalt ihrer Produkte, behalten jedoch die Verpackungsgröße und den Preis bei. Besonders bei bekannten Marken wie Milka fällt dies Verbraucherinnen und Verbrauchern oft nicht direkt auf. Die Schokoladentafeln sehen nahezu identisch aus, sind aber dünner. Ein klarer Hinweis fehlt – oder ist schwer zu erkennen.
Die Verbraucherzentrale Hamburg sieht darin eine systematische Täuschung. „Ein Millimeter weniger Schokolade ist nicht das Problem – sondern die intransparente Kommunikation“, kritisiert die Organisation. Auf ihrer Website dokumentiert sie mittlerweile über 1.000 sogenannte „Mogelpackungen“.
Gesetzeslücken begünstigen Shrinkflation
Derzeit ist es gesetzlich nicht verpflichtend, Verpackungen sichtbar mit einem Hinweis auf geänderten Inhalt zu kennzeichnen. Die Hersteller nutzen dies aus, indem sie das neue Gewicht nur klein auf der Vorderseite platzieren – häufig verdeckt durch Kartons im Regal.
Laut der Verbraucherzentrale sei ein solcher Hinweis nicht ausreichend. Sie fordert daher eine klare gesetzliche Regelung: Für mindestens sechs Monate sollen Unternehmen verpflichtet werden, einen gut sichtbaren Hinweis auf Mengenveränderungen anzubringen. Zusätzlich müsse sich die Verpackungsgröße an den Inhalt anpassen.
Mondelez verweist auf gestiegene Rohstoffkosten
Mondelez weist die Vorwürfe zurück. Der Konzern betont, das neue Gewicht transparent zu kommunizieren – auf der Verpackung, in sozialen Medien und auf der Website. Grund für die Anpassung seien massiv gestiegene Rohstoffpreise. Vor allem Kakao sei teurer denn je. An der Intercontinental Exchange (ICE) in London erreichte der Preis Ende 2024 einen Höchststand von 12.850 Dollar pro Tonne.
Laut Unternehmen sei die Reduzierung des Gewichts notwendig gewesen, um die Qualität des Produkts zu halten und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu bleiben. Eine Preiserhöhung wollte man nach eigener Aussage möglichst vermeiden.
Skimpflation: Weniger Qualität zum gleichen Preis
Neben Shrinkflation tritt auch vermehrt sogenannte Skimpflation auf. Hier bleibt die Menge gleich – doch die Qualität sinkt. Hersteller ersetzen teure Zutaten wie Butter oder Haselnüsse durch günstigere Alternativen wie Palmfett oder Aromen. Diese Änderung bleibt legal, solange die neue Zusammensetzung korrekt deklariert ist.
Verbraucherschützer sehen darin dennoch ein Problem. Die veränderte Rezeptur sei für Verbraucherinnen und Verbraucher oft kaum nachvollziehbar. Die Verpackung sieht gleich aus, der Geschmack verändert sich schleichend – ein subtiler Verlust an Qualität, der erst im Nachhinein auffällt.
Auch in diesem Bereich führt die Verbraucherzentrale eine Liste betroffener Produkte. Die Kombination aus Shrinkflation und Skimpflation wird zunehmend zur Herausforderung für Konsumenten.
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