Adidas Tarifbindung endet im September

Der Sportartikelhersteller Adidas beendet zum 1. September 2025 die Tarifbindung in Deutschland. Bisher galten für mehrere tausend Beschäftigte tarifvertraglich geregelte Löhne und Arbeitsbedingungen. Mit dem Schritt reagiert das Unternehmen nach eigenen Angaben auf mangelnde Flexibilität im bestehenden Tarifsystem. Die Entscheidung fällt mitten in einem laufenden Tarifkonflikt mit der Gewerkschaft IGBCE.
Auswirkungen auf Beschäftigte
Aktuell arbeiten rund 4.600 Beschäftigte von Adidas in Deutschland unter Tarifvertrag, laut Gewerkschaft sind sogar bis zu 8.000 Angestellte betroffen. Insgesamt beschäftigt die Sportartikelbranche hierzulande etwa 13.000 Personen. Die Beendigung der Adidas Tarifbindung bedeutet, dass künftig individuelle Arbeitsverträge stärker in den Vordergrund treten könnten – mit mehr Verhandlungsspielraum, aber auch weniger einheitlicher Absicherung.
Gründe für den Ausstieg
Adidas begründet den Schritt mit den aktuellen Forderungen der IGBCE. Diese möchte mehr Entgeltgruppen einführen und die Tarifbindung auf höher qualifizierte Beschäftigte ausweiten. Zudem fordert sie einen Lohnaufschlag für Gewerkschaftsmitglieder. Das Unternehmen sieht darin eine Einschränkung der eigenen Gehaltspolitik. Laut Adidas sei es wichtig, auch außerhalb einer festen Tarifstruktur wettbewerbsfähige Gehälter anbieten zu können, um Fachkräfte langfristig zu halten.
Gewerkschaft lehnt Argumente ab
Die Gewerkschaft IGBCE hält die Begründung für unbegründet. Sie argumentiert, dass eine Ausweitung der Tarifbindung den Beschäftigten mehr Sicherheit, klare Arbeitszeiten und eine transparente Entgeltstruktur bringen würde. In der aktuellen Tarifrunde fordert die Gewerkschaft sieben Prozent mehr Lohn und Gehalt. Für die Adidas Tarifbindung wäre dies eine deutliche Verbesserung der Konditionen gewesen.
Standorte und wirtschaftlicher Kontext
Die Entscheidung betrifft vor allem die Zentrale in Herzogenaurach mit etwa 3.500 Beschäftigten sowie die großen Logistikzentren in Bayern (Uffenheim und Scheinfeld) und im niedersächsischen Rieste. Hinzu kommen mehrere Adidas Stores in ganz Deutschland. Der Schritt erfolgt in einer Phase, in der Adidas wirtschaftlich stabil ist und global zu den führenden Sportartikelherstellern gehört.
Mögliche Folgen für den Markt
Der Ausstieg von Adidas aus der Tarifbindung könnte Signalwirkung für andere Unternehmen der Branche haben. Tarifverträge gelten als wichtiges Instrument, um faire Arbeitsbedingungen zu sichern und Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden. Branchenexperten sehen die Entscheidung als möglichen Wendepunkt, der die Balance zwischen Unternehmensinteressen und Arbeitnehmerrechten neu austarieren könnte. Für die betroffenen Beschäftigten wird entscheidend sein, wie individuelle Vertragsverhandlungen künftig gestaltet werden und ob bestehende Lohnniveaus beibehalten werden.
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