Neue Grundsteuer macht Wohnen teurer

Nicht nur bei Eigentümern, sondern auch bei Mietern sorgt die neue Grundsteuer für Ärger. Vermieter können die entstehenden Mehrkosten nämlich auf ihre Mieter abwälzen. Somit wird das Wohnen wahrscheinlich für Millionen von Menschen teurer.

Neubewertung von Grundstücken sorgt für Fassungslosigkeit

2.500 statt 40 Euro? Nach der Reform der Grundsteuer blickt so mancher Hausbesitzer fassungslos auf seinen Steuerbescheid. Die Finanzämter haben viele Grundstücke neu bewertet. Damit haben sie den einen oder anderen auf dem Papier reicher gemacht. Das klingt an sich positiv. Der Wermutstropfen ist aber, dass damit auch die Höhe der neuen Grundsteuer drastisch steigen. 

Die Reform tritt zum 1. Januar 2025 in Kraft und sie betrifft sämtliche Mieter und Eigentümer im gesamten Bundesgebiet. Und obwohl die neue Grundsteuer erst in drei Monaten gelten wird, haben bundesweit bereits mehr als 6,16 Millionen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler Einspruch gegen ihre Grundsteuerwert- und Messbescheide bei den Finanzämtern eingelegt. Das verrät eine aktuelle Umfrage von Plusminus unter den zuständigen Finanzministerien der Länder. Viele der Einsprüche haben Haus und Grund und der Bund der Steuerzahler initiiert. Sie beziehen sich auf laufende Musterverfahren, die sich gegen das sogenannte Bundesmodell richten, das in elf Bundesländern Anwendung findet.

Verfassungsrechtliche Klärung

Der Bund der Steuerzahler möchte das Gesetz verfassungsrechtlich kippen und empfiehlt allen Eigentümern, neben dem Einspruch auch das Ruhen des Verfahrens zu beantragen. Das hätte zur Folge, dass die Einsprüche vorerst nicht bearbeitet werden. Stattdessen warten die Finanzämter die verfassungsrechtliche Klärung ab. Viele Steuerzahler setzen sich zur Wehr. Sie alle haben eine Gemeinsamkeit: Die neuen Bewertungen und der tatsächliche Wert ihrer Grundstücke liegen himmelweit auseinander. Hochwassergebiete, Grünland oder gar Waldstücke werden von den Finanzämtern plötzlich wie Bauland bewertet, so der Vorwurf. Der Wert vieler Grundstücke stieg auf dem Papier über Nacht um das zu 200-Fache oder noch mehr. Und Bebauen darf man sie außerdem häufig nicht. Dennoch werden sie von den Finanzämtern als baureifes Land eingestuft und entsprechend besteuert.

Hebesätze für 2025

Die ersten Städte und Gemeinden geben derzeit ihre neuen Hebesätze für das Jahr 2025 bekannt.  Diese fallen höchst unterschiedlich aus. In Berlin beispielsweise sinkt der Hebesatz für die Grundsteuer von 810 auf 470 Prozent. In Hamburg hingegen wird er fast verdoppelt, indem er von 570 auf 975 Prozent steigt. Bremen plant eine vergleichsweise moderate Erhöhung von 695 auf 755 Prozent.

Die höhere Grundsteuer macht auch Mietwohnungen teurer, weil die Vermieter die Mehrkosten auf die Miete umlegen können. Noch wissen  Grundstücks- und Hausbesitzer und damit auch ihre Mieter nicht genau, was im nächsten Jahr auf sie zukommen wird. Nach Angaben des Eigentümerverbandes Haus und Grund haben viele Städte und Gemeinden für das kommende Jahr noch keine Hebesätze beschlossen, weshalb rund 90 Prozent der Haushalte nicht wissen, wie hoch ihre neue Grundsteuer sein wird.

Dass das Wohnen für Millionen von Menschen teurer wird, steht allerdings schon jetzt fest. Die ersten Städte und Gemeinden haben ihre Hebesätze bereits nach oben gezogen, weil sie mehr Steuereinnahmen erwirtschaften wollen. Haus und Grund befürchtet zum Teil dramatische Verteuerungen für einzelne Bürgerinnen und Bürger. In vielen Fällen soll die Grundsteuer auf das Acht- bis Zehnfache des bisherigen Niveaus oder sogar noch höher steigen.

Neubewertung nach objektiven Kriterien

Eigentlich wäre eine gleichmäßige Bewertung der Grundstücke nach objektiven Kriterien das Ziel der bundesweiten Neubewertung. Dass die Reform zu einer Mehr- oder Minderbelastung des einzelnen Eigentümers führen kann, ist nach Aussage des zuständigen Bundesfinanzministeriums unvermeidbar. Die bisherige Grundlage für die Steuererhebung bezeichnet es als nicht realitäts- und relationsgerecht. 

Viele Grundstückseigentümer sind ganz und gar nicht dieser Meinung. Sie halten die neue Bewertung für alles andere als objektiv.

Weitere Beiträge aus dieser Kategorie

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.