Nahost-Konflikt: Rüstungswerte profitieren, Reise-Aktien belastet, Gewinnmitnahmen bei DAX-Werten
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat nach dem iranischen Raketenangriff auf sein Land einen Vergeltungsschlag angekündigt. Der Nahost-Konflikt weitet sich aus. Am Markt stehen nun vor allem Rüstungswerte im Fokus der Anleger. Die Reisebranche hingegen leidet unter den Ereignissen. Und auch der DAX konnte sich heute nicht stabilisieren.
Vergeltungsschläge von beiden Seiten
Nach dem iranischen Raketenangriff auf Israel droht nun der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu mit einem Vergeltungsschlag. Zu Zeitpunkt und Form des Gegenschlags wollte er sich zunächst nicht äußern. Bereits in der letzten Nacht war im Rahmen des Kampfes gegen die pro-iranische Hisbollah-Miliz ein weiterer israelischer Angriff auf die libanesische Hauptstadt Beirut erfolgt. Die „New York Times“ berichtet, dass Israel die iranischen Nuklearanlagen im Visier haben könnte. Dabei beruft sich die Zeitung auf US-Beamte. Der Iran warnte Israel davor, einen Vergeltungsschlag auszuüben, und kündigte an, dass darauf eine ebenso heftige Reaktion folgen würde.
Rüstungswerte legen zu
Die Aktienkurse von Rüstungsunternehmen verzeichneten heute angesichts der Ausweitung des Nahost-Konflikts überwiegend Zuwächse. Die Aktie von Rheinmetall war bereits gestern angesprungen und stieg heute weiter. Bei HENSOLDT hingegen erlahmte nach der Erholung der vergangenen Tage die Kaufbereitschaft. Die RENK-Titel, die sich zuletzt stabilisiert hatten, mussten wegen einer Aktienplatzierung einen Rückgang hinnehmen.
Bis Handelsende verzeichnete die Rheinmetall-Aktie heute einen weiteren Anstieg um 1,14 Prozent auf 516,80 Euro. Erst gestern schafften es die Titel aus der Handelsspanne der vergangenen Tage nach oben auszubrechen. HENSOLDT hatten nach ihrem Tief im Februar vor einer Woche endlich wieder den Weg nach oben gefunden. Die Kursdelle seit Mitte September wurde inzwischen ausgeglichen. Das erschien einigen Anlegern offenbar bereits ausreichend, denn sie nahmen heute Gewinne mit. Nach einem ersten Spitzenanstieg von über zwei Prozent verzeichneten die Aktien deshalb zum Handelsende einen Verlust von 0,13 Prozent. Sie schlossen bei 30,50 Euro.
Bei der RENK-Aktie stand heute die Meldung im Fokus, dass der Hauptaktionärs Triton einen großen Teil seiner Anteile veräußert. Die Titel hatten sich zuletzt stabilisiert, gaben heute jedoch aufgrund der Triton-Meldung nach und rutschten bis zum Handelsschluss um 6,25 Prozent auf 21 Euro hinunter. Das ist der tiefste Stand seit knapp acht Monaten.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete heute, die von der Fondsgesellschaft Triton kontrollierte Firma Rebecca Bidco würde RENK-Aktien für 385 Millionen Euro anbieten. Der Stückpreis dürfte bei 21,00 Euro liegen. Das würde bedueten, dass etwa 18,3 Millionen Papiere den Eigentümer wechseln. Mit 51,85 Millionen Aktien hielt Triton zuletzt die Mehrheit an RENK. Durch den Verkauf würde die Beteiligung auf etwa ein Drittel sinken.
Anfang Februar war RENK zu einem Preis von 15 Euro an die Börse gegangen. Seitdem haben die Titel einen Gewinn von 41 Prozent erzielt. Im Vergleich dazu konnte HENSOLDT im selben Zeitraum lediglich ein Plus von fünf Prozent verzeichnen. Die Rheinmetall-Aktionäre hingegen freuen sich über einen Wertzuwachs von imposanten 58 Prozent.
Vor allem die Kursentwicklung von Rheinmetall und HENSOLDT seit Ende Februar 2022, als Russland die Ukraine angriff, ist bemerkenswert. Der Kurs der HENSOLDT-Aktien hat sich mehr als verdoppelt, der der Rheinmetall-Papiere sogar mehr als verfünffacht. Ihre Rekordhoch markierten beide Papiere im letzten April. Seitdem befinden sie sich in einem Abwärtstrend, insbesondere HENSOLDT hat wieder viel Boden verloren.
Europäische Reisebranche leidet unter dem Nahost-Konflikt
Ganz und gar nicht positiv kommt der Nahost-Konflikt bei der europäischen Reisebranche an. Dies spiegelt sich beispielweise bei Aktien von Fluggesellschaften wider. Der Angriff des Iran auf Israel am Dienstagabend führte heute zu einer deutlichen Eintrübung des Sektorbildes. Dabei hatte der europäische Sektorindex Stoxx Europe 600 Travel & Leisure am vergangenen Freitag noch den höchsten Stand seit April erreicht. Doch viele Anleger nutzen die Gunst der Stunde und so sind Gewinnmitnahmen mittlerweile schon den dritten Tag in Folge auf der Tagesordnung.
Die Aktien der Lufthansa erreichten gestern noch den höchsten Stand seit Mitte Mai. Doch heute verzeichneten sie einen Kursverlust von 4,49 Prozent. Flughafenbetreiber Fraport musste ein Minus von 2,69 Prozent einstecken und die Titel des Reiseanbieters TUI fielen um 4,69 Prozent. Zu den größten Verlierern europaweit zählten, neben der TUI, easyJet mit einem Minus von 3,51 Prozent sowie Air France-KLM mit einem Minus von 5,517 Prozent.
Gewinnmitnahmen bei DAX-Werten
Auch dem deutschen Leitindex DAX gelang heute erneut keine Stabilisierung. Die eskalierenden Unruhen im Nahost-Konflikt verursachen eine latente Unsicherheit. Die Verschärfung der geopolitischen Konflikte führt auch zu einer Verschärfung der Situation an den Finanzmärkten. In Anbetracht der ungewissen Lage und der hohen Bewertungen neigen Anleger verstärkt dazu, Gewinne mitzunehmen.
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