Schweizer Franken statt Japanischem Yen – Investoren setzen verstärkt auf Franken-Carry-Trades
Nach dem Zusammenbruch der Yen-Carry-Trades Anfang August scheinen Anleger nun im Schweizer Franken eine Alternative zum japanischen Yen gefunden zu haben. Experten warnen aber, dass diese sichere Währung ziemlich rasch ansteigen könnte.
Spekulation mit unterschiedlichen Zinsniveaus
Ein Currency-Carry-Trade ist eine Spekulation mit unterschiedlichen Zinsniveaus. Man nimmt einen Kredit in einer Fremdwährung mit niedrigem Zinsniveau auf und kauft mit diesem Geld Wertpapiere oder andere Finanzprodukte, die in einer anderen Währung mit höherem Zinsniveau notieren. Bisher waren Yen-Carry-Trades sehr beliebt, doch seit Anfang August entscheiden sich Investoren immer öfter für die scheinbare Alternative, die Franken-Carry-Trades.
Börsencrash am 5. August
Der internationale Börsencrash am 5. August dieses Jahres hatte sich bereits in den vorangegangenen Handelstagen angedeutet. Der US-Arbeitsmarktbericht war schwächer als erwartet ausgefallen, was die Rezessionsängste verstärkt hatte, die weiter schwelenden Konflikte im Nahen Osten belasteten die Märkte und dann waren da auch noch die heiß gelaufenen Technologiewerte. Als die japanische Nationalbank überraschend eine Zinserhöhung vornahm, kam es zur Katastrophe: Yen-Carry-Trades wurden abrupt aufgelöst, da sie durch die Zinserhöhung ihre Attraktivität eingebüßt hatten.
Franken-Carry-Trades nun im Fokus
Die Anleger wandten sich also vermehrt von Yen-Carry-Trades ab und stärker den Franken-Carry-Trades zu. Zwar wird diese Anlagestrategie schon seit einiger Zeit immer wieder auf den Franken angewendet, doch die Abschwächung des Yen macht die Schweizer Währung nun deutlich attraktiver. Die Währungsrisiken beim Yen haben zugenommen, weshalb der Schweizer Franken als Finanzierungswährung zurückkehrt. Er scheint den Anlegern die logischere Option zu sein.
Abwertung droht
Der Franken schwang sich in neue Höhen auf. Mit 1,18 US-Dollar erreichte er gegenüber dem US-Dollar den höchsten Stand seit rund acht Monaten. Gegenüber dem Euro markierte er sogar den höchsten Stand seit neun Jahren. Dennoch: Investoren befürchten eine allmähliche Abwertung des Schweizer Frankens, und zwar bereits in naher Zukunft. Diese würde die Renditen von Carry-Trades in die Höhe treiben. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die SNB sich durch Interventionen oder Zinssenkungen vor einer Aufwertung schützen wird, vermuten Experten.
Risiko bleibt
Currency-Carry-Trade sind und bleiben riskant. In nervösen Zeiten tendieren Anleger zu Investments in den Schweizer Franken, schließlich galt der lange Jahre als sicherer Hafen. Doch die Sicherheit ist trügerisch. Jeder Carry-Trade ist riskant, und ganz besonders diejenigen, die man mit sicheren Währungen finanziert. Das größte Risiko besteht nämlich darin, dass die Renditedifferenzen schrumpfen. Und genau das geschieht, wenn die Renditen in einem risikoscheuen Umfeld sinken und der Schweizer Franken steigt.
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