Klimt-Gemälde „Fräulein Lieser“ in Wien versteigert
Es ist eines der letzten großen Porträts von Gustav Klimt – das „Bildnis Fräulein Lieser“. Das Gemälde wurde gestern Nachmittag in Wien im Auktionshaus im Kinsky versteigert. Ganz unspektakulär und ohne spannendes Bietgefecht. Das Ganze ging erstaunlich schnell über die Bühne.
Zweieinhalb Minuten
Für das Auktionshaus war das Gemälde das bisher wertvollste Objekt, das unter den Hammer kommen sollte. Entsprechend akribisch bereitete man sich auf die Versteigerung vor. Doch die Auktion dauerte nur zweieinhalb Minuten. Dann wechselte das „Bildnis Fräulein Lieser“ für 30 Millionen Euro den Besitzer. Ein überraschend geringer Preis, wie das Auktionshaus mit großem Bedauern mitteilte.
Unklare Besitzverhältnisse
Das „Bildnis Fräulein Lieser“ ist eines der letzten großen Porträts, die Gustav Klimt in den letzten Jahren vor seinem überraschenden Tod erschaffen hat. Es stammt aus dem Jahr 1917. Klimt starb 1918 mit nur 55 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Er war zwar nie verheiratet, hatte aber zu mehreren Frauen intime Beziehungen und ist Vater von sieben Kindern. Die verworrenen familiären Umstände sind nun auch der Grund für den unerwartet niedrigen Zuschlag.
Ein Erbe hatte das Bild dem Auktionshaus im Kinsky vor einiger Zeit angeboten. Um eine Versteigerung und eine Ausfuhr ins Ausland zu ermöglichen, einigten sich sämtliche mögliche Erbberechtigten im Vorfeld der Versteigerung auf privatrechtlichem Wege. Doch kurz vor der Auktion tauchte überraschend ein weiterer, bis dato unbekannter möglicher Erbberechtigter auf, der aus den Medien von der bevorstehenden Versteigerung erfahren hatte.
Nur 30 Millionen Euro
Obwohl dem Auktionshaus eine Exportgenehmigung des österreichischen Bundesdenkmalamtes vorliegt und die bekannten Erben sämtliche juristische Fragen zu den Eigentumsverhältnissen im Vorfeld geklärt hatten, sprangen 4 von 5 Interessenten ab.
Den aus aller Welt ins Auktionshaus zugeschalteten Bietern war die Situation zu unübersichtlich. Sie verzichteten auf höhere Gebote und so ging das “Bildnis Fräulein Lieser” für 30 Millionen Euro an eine Sammlung in Hongkong. Das Auktionshaus im Kinsky hatte mit 30-50 Millionen gerechnet und war vom geringen Ergebnis enttäuscht.
Helene Lieser
Ursprünglich dachte man, die porträtierte Dame sei Margarete Lieser, eine Industriellentochter aus Wien. Doch jüngste Untersuchungen mit Hilfe von KI legen die Vermutung nahe, dass es sich um ihre Cousine Helene Lieser handeln könnte. Ihre Mutter Lilly Lieser stammte aus einer verzweigten jüdischen Fabrikantenfamilie und war eine prominente und wohlhabende Kunst-Mäzenin. Sie lebte zu Gustav Klimts Zeiten und war bis 1925 die Besitzerin des Gemäldes. Was nach 1925 mit ihm geschah, ist größtenteils ungeklärt und konnte bis heute nicht lückenlos dokumentiert werden. Man weiß, dass Lilly Lieser von den Nazis enteignet, nach Riga deportiert und wahrscheinlich in Auschwitz ermordet wurde. Was nach der Enteignung mit dem Porträt geschah, ist hingegen nicht bekannt. Vor allem der Zeitraum 1925-1960 gibt Kunsthistorikern Rätsel auf. Insgesamt war das Gemälde fast 100 Jahre lang verschollen. Nun ist es wieder aufgetaucht und begibt sich auf die weite Reise nach Hongkong.
Kunst als Investment
Wer in Kunst investiert, erlebt nicht nur ästhetische Freude, sondern hat auch die Möglichkeit attraktive Renditen zu erzielen. Vor allem wenn Werke wie Gustav Klimts “Bildnis Fräulein Lieser” vergleichsweise günstig erworben werden können, sind beeindruckende Preissteigerungen sehr wahrscheinlich.
Den wahren Wert eines Kunstwerks zu bestimmen, ist ein herausforderndes Unterfangen. Er ist oft subjektiv geprägt und von verschiedenen Faktoren abhängig, darunter die Reputation des Künstlers, die Provenienz des Werks und seine historische Bedeutung.
Natürlich birgt ein Kunstinvestment auch Risiken. Vermutlich haben sich deshalb die anderen ursprünglichen Interessenten zurückgehalten und auf höhere Gebote verzichtet. Zudem ist der Kunstmarkt unberechenbar. Er unterliegt immer wieder Trends und Geschmacksänderungen, was ihn sehr volatil machen kann.
Die Versteigerung des “Bildnis Fräulein Lieser” zeigt jedoch, dass Kunst nach wie vor eine attraktive Anlageklasse für wohlhabende Sammler und Investoren ist. Die Auktion hat bewiesen, dass Klimts Werke eine globale Anziehungskraft haben, und es ist extrem wahrscheinlich, dass genau dieses Porträt bei einer zukünftigen Auktion einen deutlich höheren Preis erzielen wird.
Die Kommentarfunktion ist geschlossen.