Mobile Sachwerte – warum immer mehr Anleger auch auf Farbedelsteine setzen

Rubin, Saphir und Smaragd – die sogenannten Big Three der Farbedelsteine zieren wertvolle Schmuckstücke und werden seit Jahrhunderten von reichen und adeligen Familien als Wertanlage geschätzt. In den letzten Jahren setzen auch immer mehr Anleger aus der Mittelschicht auf die funkelnde Assetklasse, weshalb auch wir uns diesen Thema einmal ausführlich widmen werden. Mit Chris Pampel konnten wir einen der führenden Experten für Edelstein-Investments im deutschsprachigem Raum als Interview-Gast gewinnen. Der Geschäftsführer des Deutschen Edelstein Kontors beantwortete uns alle Fragen, die aus unserer Sicht relevant sind.

Redaktion: Herr Pampel, wenn man an Farbedelsteine denkt, kommen einem direkt Bilder von Kronen und Zeptern bedeutender Adeliger und Kirchenoberhäupter in den Sinn. Was sind die Gründe, warum sich auch immer mehr Anleger für Farbedelsteine als Wertanlage interessieren?

Chris Pampel:  Also zunächst einmal üben Edelsteine natürlich seit Jahrtausenden eine gewisse Faszination auf die Menschen aus. Bereits in der Bibel wird von einem Rubin berichtet, der als einer von 12 Edelsteinen das Brustschild eines wichtigen Hohepriesters schmückte. Rubine symbolisieren zum Beispiel im Christentum das Blut und Leiden Jesu, weshalb sie oft mittig zur Verzierung auf Kronen eingesetzt wurden, quasi als Zeichen dafür, dass der Träger bereit war, sich für sein Volk zu opfern. Wobei man hier erwähnen muss, dass es sich bei manchem Rubin eigentlich um Spinelle oder Rubellite handelte.

Redaktion: Aber es geht Anlegern nicht darum zu zeigen, dass man sich aufopfern würde, oder?

Chris Pampel:  Nein, eher nicht (lacht). Es geht darum, die Vorteile einer der ältesten Assetklassen der Welt zu nutzen. Wenn man sich die Historie anschaut und einfach ein paar Jahrhunderte in der Zeit zurück geht, besaßen vermögende Familien und Adelshäuser genau drei Assetklassen – Land, Edelmetalle und wertvolle Edelsteine. Diese drei Assetklassen sind also deutlich älter als zum Beispiel Aktien und erst recht Kryptowährungen oder NFTs. Eine Aktie kann auf Null fallen, eine Währung von einer anderen abgelöst werden, aber diese drei Assetklassen beweisen seit Jahrhunderten, dass sie perfekt dafür geeignet sind, Vermögen langfristig vor Inflation und über politische und wirtschaftliche Krisen hinweg zu schützen.

Redaktion: Es geht Anlegern bei Farbedelsteinen also in erster Linie um Vermögensschutz, nicht um Rendite?

Chris Pampel:  Ja und nein. Wenn man sein Vermögen vor Inflation schützen möchte, müssen die dafür genutzten Assets natürlich im Wert steigen. Hier können Investment-Farbedelsteine mit durchschnittlich 4 bis 7 Prozent Wertsteigerung pro Jahr punkten. Es gibt aber auch noch andere Aspekte, die für Anleger entscheidend sind, zum Beispiel die Mobilität. Sie können in einen Zweikaräter Rubin in Investmentqualität den Gegenwert von 1 kg Gold oder über 85 kg Silber konzentrieren und das ohne metallische Effekte. Darüber hinaus werden Edelsteine im Gegensatz zu Bankvermögen, Wertpapieren, Grundstücken und Gold nicht registriert und lassen sich bequem an Dritte oder in die nächste Generation übertragen.

Redaktion: Also geht es mehr darum, Vermögen vor staatlichem Zugriff und drohenden Vermögensabgaben zu schützen?

Chris Pampel:  Naja, so wie Sie das sagen, hört sich das etwas anrüchig an. Aber lassen Sie mich das Ganze mal an einem Beispiel aus meiner eigenen Familien-Historie erklären. Meine Familie stammt aus Chemnitz, also aus Ost-Deutschland. Meine Großmutter hatte das Glück, dass sie in der Nachkriegszeit mal nach Russland reisen durfte und dort hatte sie damals einen Edelstein erworben. Sie hat 5 Währungsreformen erlebt und wurde 2 Mal komplett enteignet. Der Edelstein ist das einzige Erbstück, dass heute noch in unserem Familienbesitz ist.

Redaktion:  Daher kommt ja wahrscheinlich auch Ihr Faible für Edelsteine, oder?

Chris Pampel:  Zum Teil. Ich bin ja eigentlich Diplom-Betriebswirt mit Fachrichtung Bankwesen und habe hier in den ersten Jahren meiner beruflichen Laufbahn Erfahrungen gesammelt – positive, wie auch negative. Als wir 2015 dann die Pato GmbH gegründet haben, sind wir zunächst als klassischer Edelmetallhandel gestartet. Mit der Zeit kamen dann immer mehr Kunden mit größeren Goldbeständen auf uns zu und fragten, ob wir ihnen denn auch Diamanten besorgen könnten.

Redaktion:  Sie bieten aber doch gar keine Diamanten an…

Chris Pampel:  Das ist korrekt. Wir führten damals einige Gespräche mit Experten der Mineralogie, unter anderem aus Idar-Oberstein, und mussten schnell feststellen, dass Diamanten nicht wirklich als Wertanlage geeignet sind. Die Vorkommen sind einfach zu groß. Pro Jahr werden weltweit zwischen 9 und 10 Tonnen Diamanten allein für die Schmuckindustrie gefördert. Zum Vergleich: Von den Big Three, also Rubin, Saphir und Smaragd werden jährlich nur knapp 600 kg weltweit gefunden – in Summe. Und von diesen 600 kg sind gerade einmal 2-3 Prozent, also maximal 18 kg von so herausragender Qualität, dass sie als Wertanlage geeignet sind.

Redaktion:  Welche Kriterien muss ein Stein denn erfüllen, um als Investment geeignet zu sein?

Chris Pampel:  Im Großen und Ganzen geht es immer um das Verhältnis zwischen Nachfrage und geologischer Seltenheit. Als Wertanlage kommen daher ausschließlich Farbedelsteine in Frage, die bestimmte Mindestgrößen entsprechen und bis auf Schliff und Politur keine Behandlung benötigen, um Top-Werte bei Farbe, Reinheit und Schliff zu erreichen. Hierzu muss man wissen, dass die Schmuckindustrie Steine in minderer und mittlerer Qualität künstlich aufbereitet, also zum Beispiel erhitzt, bestrahlt oder mit Chemikalien versetzt, da sie mit den niedrigen Vorkommen in Top-Qualität die weltweite Nachfrage niemals decken könnte. Diese Steine sehen teilweise sogar besser aus als Investment-Farbedelsteine, sie sind aber im Ursprung Steine minderer oder mittlerer Qualität und daher als Investment nicht geeignet.

Redaktion:  Also ist ein Collier mit einem schönen Rubin keine Wertanlage?

Chris Pampel:  Das kommt darauf an. Grundsätzlich wird ein Collier mit einem Rubin, auch wenn er behandelt ist, niemals komplett seinen Wert verlieren. Sie müssen sich aber bewusst sein, dass Sie die Inflation damit nicht schlagen werden. Was Sie natürlich machen könnten, ist bei einem Edel-Juwelier ein Collier mit einem unbehandelten Rubin, Saphir oder Smaragd in Auftrag geben. Wenn er sehr gut vernetzt ist, kann er Ihnen den gewünschten Stein besorgen, zum Beispiel bei uns. Sie können aber davon ausgehen, das kein Juwelier Ihnen grundsätzlich Schmuck mit unbehandelten Farbedelsteinen anbietet. Die Preise für einen Farbedelstein in Investment-Qualität sind in etwa 10 mal so hoch, wie für behandelte Farbedelsteine und entsprechend teuer wären dann ja auch die Schmuckstücke.

Redaktion:  Kommt es vor, dass bei Ihnen Farbedelsteine für Schmuck angefragt werden?

Chris Pampel:  Das kommt schon mal vor, ist aber die Ausnahme. Wir raten unseren Kunden eigentlich davon ab, einen Investment-Farbedelstein in einem Schmuckstück zu tragen. Stellen Sie sich mal vor, Sie verlieren ein Armband, in dem ein zweikarätiger Investment-Rubin im Wert von 75.000,-€ verarbeitet ist. Unsere Kunden verwahren ihre Steine Zuhause im Tresor, im Schließfach bei der Bank oder in einem Hochsicherheits-Zollfreilager in Deutschland oder Liechtenstein. Wenn ein Kunde oder eine Kundin aber unbedingt einen Investment-Farbedelstein für ein Schmuckstück möchte, stellen wir uns da natürlich nicht quer.

Redaktion: Ok, dass sind dann ja wahrscheinlich auch sehr exklusive Kunden. Aber mal grundsätzlich, wer sind denn Ihre Kunden, bzw. für wen sind Edelsteine als Wertanlage überhaupt interessant?

Chris Pampel:  Also grundsätzlich muss man beachten, dass Farbedelsteine immer nur als Ergänzung zu einem bereits gut strukturiertem Portfolio mit einer Beimischung von maximal 10% Sinn machen. Typische Anleger sind entsprechend vermögende Einzelpersonen und Familien, die bereits gut aufgestellt sind und im Sinne der Diversifikation nach einem mobilen Sachwert suchen, um größere Cashpositionen langfristig zu schützen. Wichtig ist, dass Edelsteine immer in den langfristigen Teil des Vermögens gehören, also man hier ausschließlich Kapital investieren sollte, dass mindestens die nächsten 10 Jahre nicht benötigt wird.

Redaktion: Und nach 10 Jahren verkauft man die Steine dann wieder?

Chris Pampel:  Könnte man natürlich, aber warum sollte man das machen? Man erwirbt Edelsteine ja, um Vermögen langfristig zu schützen und verkauft man seine Steine wieder, müsste man sich dann ja eine andere Assetklasse suchen, die noch besser geeignet ist. Viele unserer Kunden erwerben Jahr für Jahr weitere Steine und bauen sich quasi einen Familienschatz auf, den sie dann in die nächste Generation weitergeben können. Und man darf eines nicht vergessen: Umso länger man einen Stein besitzt, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass man vom sogenannten Zukunftsbonus profitieren kann.

Redaktion:  Was ist mit Zukunftsbonus gemeint?

Chris Pampel:  Der Zukunftsbonus lässt sich am Besten am Beispiel von Investment-Rubinen aus Burma erklären. Aus Burma kamen bis Ende der 90er Jahre die schönsten und begehrtesten Rubine der Welt, die auch den berühmten Farbterminus pigeon blood red, also Taubenblutrot, geprägt haben. Als Anfang der 2000er verkündet wurde, dass die Vorkommen von Rubinen in hoher Qualität erschöpft sind, ist das passiert, was immer passiert, wenn der Markt erkennt, dass ein begehrter Rohstoff zur Neige geht – die Preise sind sprunghaft angestiegen. Wenn Sie Mitte der 90er Jahre einen Rubin in Investment-Qualität erworben haben, können Sie sich bis heute über eine Verachtfachung Ihrer Investition freuen.

Redaktion:  Das ist natürlich eine ordentliche Wertsteigerung, aber kann man damit rechnen, dass sich auch die Preise für andere Farbedelsteine so entwickeln werden?

Chris Pampel:  Fest steht, das die Vorkommen von Natur aus begrenzt sind und jedes Abbaugebiet irgendwann erschöpft sein wird. Aber wann es soweit ist und ob sich dann die Preise so extrem entwickeln werden, kann heute niemand mit Sicherheit voraussagen. Darum geht es aber auch nicht. Die Intention sollte immer sein, Vermögen zu schützen und im Idealfall einen Familienschatz aufzubauen, der auch den nachfolgenden Generation Sicherheit bietet und Freude bereitet. Wenn dann irgendwann in einem Abbaugebiet keine Investment-Qualitäten mehr gefunden werden und es zu Preissprüngen kommt, ist das im Prinzip nur das Sahnehäubchen on Top.

Anmerkung der Redaktion:

Chris Pampel hat uns im Interview noch viele weitere spannende Fragen beantwortet und aufschlussreiche Einblicke hinter die Kulissen gewährt. Das komplette Interview in einem Beitrag abzubilden, erschien uns zu lang, weshalb wir daraus mehrere Beiträge verfasst haben, die wir in den kommenden Tagen hier auf BNF.de veröffentlichen werden. Um nichts zu verpassen, können Sie sich gerne für unseren Newsletter anmelden. 

 

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