Rüstungsindustrie kritisiert Bürokratie: Hindernis für effektive Verteidigung

Beim NATO-Gipfel in Den Haag einigten sich die Mitgliedsstaaten auf eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf 5 % des BIP bis 2035. Diese Maßnahme soll die kollektive Verteidigungsfähigkeit stärken. Doch aus der deutschen Rüstungsindustrie kommen warnende Stimmen: Ohne den Abbau von Bürokratie in der Rüstungsindustrie könnten die gesteckten Ziele verfehlt werden.

Fehlende Aufträge trotz politischer Ankündigungen

Ein Beispiel für die Kluft zwischen politischen Absichtserklärungen und tatsächlichen Aufträgen ist die Ankündigung des ehemaligen Bundeskanzlers Olaf Scholz im Juni 2024, 20 zusätzliche Eurofighter-Kampfjets zu beschaffen. Bis heute liegt kein entsprechender Auftrag vor. Solche Verzögerungen führen dazu, dass Unternehmen wie Airbus und Renk zögern, in Produktionskapazitäten zu investieren.

Manufaktur statt Massenproduktion

Die deutsche Rüstungsindustrie ist geprägt von kleinteiliger Fertigung in Manufakturen. Laut einer Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) bremst diese Struktur die notwendige Skalierung der Produktion. Um mit Ländern wie Russland mithalten zu können, sei eine Industrialisierung der Fertigungsprozesse erforderlich. Dies erfordert jedoch langfristige Aufträge und Planungssicherheit.

Bürokratie in der Rüstungsindustrie als Investitionshemmnis

Ein zentrales Problem ist die Bürokratie in der Rüstungsindustrie. Unternehmen benötigen klare Zusagen über Abnahmemengen, um Investitionen zu rechtfertigen. Teilzusagen oder kurzfristige Aufträge reichen nicht aus, um Produktionslinien effizient zu betreiben. Die Unsicherheit führt dazu, dass Unternehmen zögern, in neue Technologien oder Produktionskapazitäten zu investieren.

Zulieferer stoßen auf Hürden

Viele Zulieferer, insbesondere aus der Automobilbranche, zeigen Interesse an einer Zusammenarbeit mit der Rüstungsindustrie. Doch die Bürokratie in der Rüstungsindustrie erschwert den Einstieg. Lange Zertifizierungsprozesse und Sicherheitsüberprüfungen, die bis zu zehn Monate dauern können, schrecken potenzielle Partner ab. Eine Beschleunigung dieser Prozesse wäre notwendig, um die Industrie breiter aufzustellen.

Bedarf an strukturellen Reformen

Die Kritik der Rüstungsunternehmen macht deutlich, dass finanzielle Mittel allein nicht ausreichen. Es bedarf struktureller Reformen, um die Bürokratie in der Rüstungsindustrie abzubauen. Nur so kann die gesteigerte Verteidigungsbereitschaft effektiv umgesetzt werden. Die Politik ist gefordert, klare Rahmenbedingungen zu schaffen, die Investitionen ermöglichen und die Produktionskapazitäten erhöhen.

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