Mode performt krasser als KI – Abercrombie & Fitch schlägt sogar NVIDIA
Nicht nur KI kann beeindruckend performen. Die Aktie von Abercrombie & Fitch legte in den vergangenen Monaten eine phänomenale Rallye aufs Börsenparkett – unbemerkt von vielen Anlegern. Der NYSE-Titel vervielfachte sich in nur wenigen Monaten und stellte damit sogar die NVIDIA-Aktie in den Schatten. Das wiedererstarkte Unternehmen konnte nun viel Lob von den Analysten einheimsen.
Boom zu Beginn der 2010er Jahre
Es ist schon ein paar Jahre her, dass Abercrombie & Fitch Millionen von Jugendlichen mit seiner Kleidung in seinen Bann zog. Der erste Boom zu Beginn der 2010er Jahre, der von vielbeachteten Neueröffnungen zahlreicher Filialen rund um den Globus begleitet war, ist längst vorbei. Aber das Unternehmen war nicht untätig und hat sich längst neu positioniert. Kunden, Investoren und Experten sind hin und weg von den jüngsten Entwicklungen rund um die US-amerikanische Modekette.
Gigantische Umsatz- und Gewinnsteigerung bei Abercrombie
Die jüngsten Zahlen des Unternehmens für das erste Quartal 2024 stießen bei Analysten und Anlegern auf höchst positive Reaktionen. Abercrombie konnte den Umsatz um 22 Prozent auf nunmehr 1,0 Milliarden US-Dollar steigern. Noch deutlicher fiel die Steigerungsrate beim operativen Ergebnis aus. Zwischen Januar und März konnte Abercrombie den Gewinn um 282 Prozent steigern, und zwar von 34 auf 130 Millionen US-Dollar. Das ist das mit Abstand beste Ergebnis in der Geschichte des Unternehmens. Die Bruttogewinnmarge wurde deutlich angehoben. Nun erwartet man, dass sich das enorme Wachstum in den kommenden Quartalen fortsetzt. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet das Mode-Unternehmen mit einem satten Umsatzplus von 31 Prozent bei den Abercrombie-Marken und von 12 Prozent bei den Hollister-Marken.
Management schwärmt von den Ergebnissen
Das Management von Abercrombie & Fitch geriet bei der Vorstellung des Berichts ins Schwärmen: Die exzellenten Ergebnisse im ersten Quartal spiegeln einerseits die Kraft der Abercrombie-Marken und andererseits die starke Umsetzung des globalen Spielplans des Modelabels wider. Die saisonalen Veränderungen meisterte es mit relevanten Sortimenten und überzeugendem Marketing höchst erfolgreich. Unter Ausnutzung flexibler Tracking-Möglichkeiten und der Bestandsdisziplin konnte das Unternehmen den Umsatz sogar über die eigenen Erwartungen hinaus steigern.
Gründe für den Hype
Hintergrund dieser beeindruckenden Geschäftsentwicklung ist zum einen eine positiv aufgenommene Diversifizierung des Produktangebots. Abercrombie & Fitch hat sich von der früheren Exklusivität und sexualisierten Vermarktung abgewandt und setzt nun auf Vielfalt und Diversität. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung bestand in der Zusammenarbeit mit dem Trevor Project für eine geschlechtsspezifische Kollektion anlässlich der Pride 2022. Außerdem bietet Abercrombie seit einigen Jahren ein breiteres Größenspektrum an.
Obwohl Konkurrenten wie Old Navy und American Eagle mehr Auswahl bei geschlechtsneutralen Modellen bieten, scheint sich die Neuausrichtung von Abercrombie hin zu mehr Vielfalt auch finanziell zu bewähren. Die Sortimentsstrategie von Abercrombie entspricht inzwischen der seiner Wettbewerber mit einem deutlichen Schwerpunkt auf den Kategorien Damenoberbekleidung und Konfektion. Speziell hervorzuheben ist die umfangreiche Jeans-Kollektion von Abercrombie, die sogar die von Konkurrenten wie Gap und Old Navy in den Schatten stellt. Abercrombie möchte die Generation Z besser ansprechen und deren Probleme bei der Suche nach gut sitzenden Jeans lösen, indem es insbesondere bei Straight Jeans noch mehr Modelle und Größen anbietet.
Doch auch die technologischen Investitionen kurbeln das Geschäft an. Insbesondere die digitale Verkaufsplattform „abercrombie.com“ zieht inzwischen viele Kunden an. Die Website bietet einen Einblick in viele verschiedene Kollektionen und Kunden loben immer wieder das Design des Online-Shops. Das Comeback von Abercrombie als Trendmarke schlechthin ist sicherlich auch der starken Präsenz der US-Marke auf TikTok zu verdanken. Zahlreiche prominente Influencer werben auf der Kurzvideo-Plattform für Hosen, Shirts & Co. von Abercrombie. Auch verschiedene Kampagnen, wie erst kürzlich die zur mentalen Gesundheit, sorgen für positive Publicity rund um Abercrombie. Ein klarer Unterschied zum Beginn der 2010er Jahre! Damals wurde das Unternehmen immer wieder zur Zielscheibe der Kritik von Body-Positivity-Aktivisten und in Abercrombie-Filialen waren keinerlei Übergrößen zu finden. Die von CEO Horowitz initiierte Kehrtwende in der Unternehmensstrategie könnte also kaum deutlicher ausfallen.
Rasante Aktienrallye bei Abercrombie
Vor gut einem Jahr erwachte die Abercrombie-Aktie zu neuem Leben. Das allein ist schon erstaunlich, weil das Papier nach dem Boomjahr 2011 viele Jahre lang in einem stetigen Abwärtstrend gefangen war. Die Abercrombie-Aktie verlor Jahr für Jahr an Wert und pendelte 2022 nur noch um die 15 US-Dollar-Marke. Doch seit damals geht es steil bergauf. Die Entwicklung der Fundamentaldaten wurden äußerst positiv aufgenommen und auch die langfristigen Aussichten machten einen vielversprechenden Eindruck. Zuletzt stürzten sich Anleger fast schon auf die Abercrombie-Aktie: In den vergangenen zwölf Monaten legte das Papier rund 370 Prozent zu. Damit stellt sie selbst die NVIDIA-Aktie, die in den vergangenen zwölf Monaten rund 200 Prozent zulegte, klar in den Schatten – und zwar klammheimlich, ganz ohne viele Schlagzeilen zu machen.
Selbst in früheren Boomzeiten war Abercrombie nie so stark gestiegen. Das bisherige Allzeithoch aus dem Jahr 2007 bei 84,51 US-Dollar hat die Aktie des Modehändlers bei ihrem Comeback locker übersprungen. Geht es nach den Einschätzungen der Analysten, dürfte es in den kommenden Monaten allerdings etwas ruhiger um die Abercrombie-Aktie werden. Das durchschnittliche Kursziel für das Papier sehen Experten bei 166,00 US-Dollar. Das ist unter dem gestrigen Schlusskurs von 172,53 US-Dollar. Experten raten dennoch derzeit dazu, die Aktie zu kaufen oder zu halten. An einen Verkauf denkt kaum einer.
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