Deutsche Autoindustrie in der Krise: Ein Überblick

Stellenabbau, sinkende Absatzzahlen und strukturelle Probleme prägen die deutsche Autoindustrie. Ein genauer Blick auf die Lage bei Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz zeigt die unterschiedlichen Herausforderungen und Reaktionen der Hersteller.

Volkswagen: Zwischen Rekordumsätzen und Strukturproblemen

Volkswagen meldet trotz der schwierigen Branchenlage weiterhin beeindruckende Zahlen. Der Umsatz des Konzerns stieg 2023 auf 332,3 Milliarden Euro, was einem Plus von 15 Prozent entspricht. Auch für die ersten neun Monate 2024 verzeichnete VW Umsatzerlöse von 237,3 Milliarden Euro.

Trotz der wirtschaftlichen Erfolge bleibt die Stimmung in Wolfsburg angespannt. Der Absatz ging weltweit um 4 Prozentzurück, auf dem wichtigen chinesischen Markt sogar um 10 Prozent. Hinzu kommen strukturelle Probleme im Bereich Elektromobilität. Die Konkurrenz aus China setzt VW zunehmend unter Druck, da der Konzern bislang kein wettbewerbsfähiges Elektroauto bietet, das den Anforderungen auf diesem Markt entspricht.

Auch bei der Tochtermarke Audi spitzt sich die Lage zu. Die Auslieferungen gingen in den ersten neun Monaten 2024 um 10,9 Prozent zurück. Der Rückgang betrifft alle wichtigen Märkte: Europa, USA und China. Als Konsequenz wird die Produktion von Elektroautos im Audi-Werk in Brüssel eingestellt, wodurch 3.000 Arbeitsplätze betroffen sind.

BMW: Flexibel und stabil trotz Absatzrückgang

BMW zeigt sich stabiler als die Konkurrenz. Der Münchner Autobauer setzt auf Technologieoffenheit und verzeichnet Erfolge bei elektrifizierten Modellen. In den ersten neun Monaten 2024 stieg der Absatz elektrischer Fahrzeuge um 6 Prozent.

Allerdings trifft auch BMW die Zurückhaltung der Käufer in China. Dort gingen die Auslieferungen im gleichen Zeitraum um 13 Prozent zurück. Der Umsatz des Konzerns fiel um 6 Prozent auf 106 Milliarden Euro. Besonders im vergangenen Quartal zeigten sich die Herausforderungen deutlich: Der Umsatz fiel um 16 Prozent, und die Auslieferungen gingen um 30 Prozent zurück.

BMW reagiert auf die Situation mit vorsichtigen Maßnahmen. So wird das Weihnachtsgeld temporär auf 85 Prozent reduziert, und das Jubiläumsgeld entfällt ab 2027. Von Werksschließungen oder Kündigungen sieht der Konzern bisher ab.

Mercedes-Benz: Sparmaßnahmen und Restrukturierung

Mercedes-Benz verzeichnet in den ersten neun Monaten 2024 einen Umsatzrückgang von 5 Prozent. Im dritten Quartal sank der Nettogewinn sogar um 54 Prozent auf 1,72 Milliarden Euro.

Ein zentraler Faktor sind die schwachen Absatzzahlen elektrifizierter Modelle. Diese gingen um 8 Prozent zurück. Zudem belasten die Herausforderungen auf dem chinesischen Markt die Ergebnisse, wo Mercedes einen Absatzrückgang von 10 Prozent verzeichnete.

Um die Kosten zu senken, hat Mercedes-Benz ein umfassendes Sparprogramm gestartet. Bis 2027 sollen rund 5 Milliarden Euro eingespart werden. Insidern zufolge könnten bis zu 10 Prozent der Stellen betroffen sein, was mehr als 20.000 Arbeitsplätze bedeutet. Zusätzlich plant das Unternehmen den Verkauf konzerneigener Autohäuser, was etwa 8.000 Mitarbeiter betrifft.

Ein kurzer Blick auf die Aktienkurse

Die Auswirkungen der strukturellen Probleme spiegeln sich auch an den Börsen wider:

  • Die VW-Aktie verlor seit Jahresbeginn mehr als 20 Prozent.
  • Die BMW-Aktie fiel um ebenfalls 20 Prozent.
  • Die Mercedes-Aktie gab um 10 Prozent nach.
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