„Past Performance Is Not Indicative Of Future Results“ – oder etwa doch?

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Past Performance Is Not Indicative Of Future Results
Past Performance Is Not Indicative Of Future Results

Wer eine Aktie kaufen und langfristig halten möchte, der analysiert im Regelfall die Fundamentaldaten des Unternehmens. Wie haben sich Umsatz und Gewinn entwickelt? Zeigen KGV, KBV oder KUV eine Unterbewertung an? Welchen fairen Wert hat eine Aktie nach dem Discounted-Cashflow-Verfahren? Ein Blick auf den Chart kann außerdem nicht schaden.

Anleger neigen tendenziell dazu, dem Chartverlauf einer Aktie bedeutend mehr Vertrauen zu schenken als einem Blick in die Bilanz eines Unternehmens. Das hat vielerlei Gründe – insbesondere wohl, dass wir Menschen eben visuell denken und mit Zahlen schlechter umgehen können als mit Bildern. Da kommt eine optische Darstellung eines Kursverlaufs doch gerade recht.

Verlässt man sich zu sehr auf den Chart, hört man häufig den Spruch: „Past Performance Is Not Indicative Of Future Results“ – „Aus der vergangenen Performance lassen sich keine Rückschlüsse auf künftige Performance ziehen“. Aber stimmt dieser Spruch, der in Aktienanalysen häufig als rechtlicher Hinweis zu finden ist, denn wirklich? Unsere Redaktion zeigt die Details dazu.

Was ein Aktienchart wirklich aussagt – und was nicht

Grundsätzlich ist es wichtig, zu erkennen, was ein Aktienchart überhaupt aussagt und was eben nicht. Der Chart einer Aktie zeigt im Prinzip die Schlusskurse der Handelstage, visualisiert auf eine X- und Y-Achse. Insbesondere bei Value-Aktien, also „ausgewachsenen“ Unternehmen mit etablierten Geschäftsmodellen ohne starkes Wachstum, korrelieren Gewinnwachstum und Chartwachstum häufig.

Anleger sollten hier jedoch nicht den Fehler machen, von kurzfristigen Chartverläufen einen Trend ableiten zu wollen. Ein langfristig positiver Aktienchart, der von „links unten nach rechts oben“ wandert, zeigt nicht, wie gut ein Unternehmen bilanziell aufgestellt ist oder wie stark das Wachstum einer Aktie ist. Es bedeutet nur, dass es über einen längeren Zeitraum hinweg mehr Käufer als Verkäufer für diese Aktie gab.

Beispiel Danaher: Bilanz gut; Chart gut.

In der Praxis korrelieren ansprechende Aktiencharts und eine gute fundamentale Situation langfristig immer. Zwar können irrationale Handelsbewegungen den Chart einer Aktie von der fundamentalen Situation entfernen, diese Entwicklungen dauern aber nach der Theorie der effizienten Märkte nicht unendlich lange an. Kurzum: Der Markt bleibt nicht für immer irrational.

Auf einen Zeitraum von über 10 Jahren gesehen laufen der Erfolg des Unternehmens und der Aktienchart gleich. Genau aus diesem Grund ist es so wichtig, mit einem langen Anlagehorizont an die Börse zu gehen. Langfristig steigende Aktiencharts drücken im Regelfall nur optisch aus, was fundamental bereits der Bilanz oder der Geschäftsentwicklung eines Unternehmens zu entnehmen ist.

Chartanalyse: Lassen Sie sich nicht von Formationen beirren

Anfänger an der Börse versuchen sich häufig an einer Trendfolge-Strategie und wählen dabei eine viel zu kurze Zeitspanne, um den Trend zu analysieren. Ein steigender Aktienkurs in einer Periode von 6 Monaten oder 1 Jahre ist viel zu gering. Echte Trendfolge-Champions sind Aktien, die seit 10, 15 oder 20 Jahren kontinuierlich steigen und keine größeren Bärenmärkte erlebt haben.

Die klassischen Formationen im Trading, etwa die bärische Schulter-Kopf-Schulter-Formation, haben in der langfristigen Aktienanalyse mit Buy-and-Hold-Strategie keinen echten Wert. Kurzfristige Kursschwankungen werden durch den möglichst langen Anlagehorizont effektiv aufgeblendet. Für Anleger gilt es daher, immer einen möglichst langen Zeitraum der Chartentwicklung zu betrachten.

Die Performance einer Aktie richtig analysieren

Für die perfekte Aktienanalyse kommt es auf zwei Dinge an: Fundamentaldaten und Kursentwicklung. Die Fundamentaldaten eines Unternehmens geben letztendlich das gleiche Bild wieder, wie es auch die Kursentwicklung bei einem Aktienchart tut – nur eben nicht visuell, sondern in präzisen Zahlen ausgedrückt.

Weil langfristig der Aktienchart und die fundamentale Situation eines Unternehmens gleich laufen, könnte man theoretisch eine der beiden Analyseformen weglassen. Das ist aber nicht zu empfehlen. Der Chartverlauf zeigt nämlich darüber hinaus die Stimmung am Markt: Zählt eine Aktie langfristig zu den Lieblingen der Anleger? Dann kann das ein absoluter Kurstreiber sein.

Egal ob man eine Trendfolge-Strategie oder eine Buy-and-Hold Strategie verfolgt: Ein langer Atem ist an der Börse für Privatanleger unabdingbar. Dabei sollte eine Aktie immer fundamental und charttechnisch untersucht werden. Nur wenn die bilanzielle Situation stimmt und der Aktienchart kontinuierlich nach oben zeigt, handelt es sich um ein echtes Qualitätsunternehmen.

Die besten Aktien nach beiden Analyseformen finden Sie in unserer BNF.de Gewinner-Aktien Liste.

Fazit: Eine umfassende Analyse ist unumgänglich

Die vergangene Performance einer Aktie hat tatsächlich nur bedingt Aussagekraft für die Zukunft. Eine nachhaltig positive Entwicklung über einen langen Zeitraum hinweg kann jedoch nachweisen, dass ein Geschäftsmodell gut funktioniert, das Management das Unternehmen auf Kurs hält und die Anleger an der Börse dem Unternehmen seit langer Zeit ihr Vertrauen schenken.

Anleger, die sich nur auf den Chart einer Aktie verlassen, können von irrationalen Handelsbewegungen in die Falle gelockt werden. Gleichzeitig kann es bei fundamental gut aufgestellten Unternehmen mit unterdurchschnittlicher Kursentwicklung lange dauern, bis der Markt die Situation eines Unternehmens richtig bepreist. Eine gute und umfassende Analyse unter Berücksichtigung der eigenen Strategie ist daher – wie immer – unerlässlich.

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