Lombardkredit – Flexibilität durch wertpapierbesicherte Kredite

Lombardkredite und Leverage
Lombardkredite und Leverage

Mit dem Wort „Kredit“ assoziiert man heute vor allem Konsumkredite oder Unternehmensfinanzierungen. Doch aufgrund der weltweit historisch niedrigen Zinsen erfreut sich auch der Lombardkredit bei Privatpersonen immer größerer Beliebtheit. Ein weiterer Grund dafür ist auch die damit einhergehende Flexibilität, welche der Investor dadurch erlangt.

Wie immer, wenn Fremdkapital in Anspruch genommen wird, gilt: Bevor ein Kredit beantragt wird, sollte man sich eine klare Strategie zurecht legen, was mit dem zusätzlichen Kapital gekauft werden soll. Sowohl langfristige Strategien, als auch kurzfristige Trades können über Leverage-Methoden umgesetzt werden.

Ein Wertpapierkredit (wie man den Lombardkredit auch nennt) ist nichts für Einsteiger – im Falle eines Margin Calls können hohe Verluste die Folge sein. Diese Option sollte in der Folge nur für erfahrene Anleger in Frage kommen, die die damit einhergehenden Risiken verstehen und einschätzen können. Im Folgenden wird genauer auf die Eigenschaften dieser Kreditform eingegangen.

Die Funktionsweise eines Lombardkredits

Der Lombardkredit ist eine im Vergleich zu Unternehmensdarlehen sehr flexible Finanzierungsform. Der Kunde ist dabei nicht an einen bestimmten Verwendungszweck gebunden, sondern kann über die in Anspruch genommene Kreditlinie frei verfügen. Die Besicherung findet dabei über ein bestehendes Depot des Kunden statt. Die Wertpapiere in diesem werden von dem Finanzinstitut je nach Risikomaß bewertet und können zu einem bestimmten Prozentsatz beliehen werden.

Aktien von großen Unternehmen werden in diesem Beispiel oftmals zu 60% beliehen. Das heißt, bei einem Aktiendepot im Wert von über einer Mio. EUR kann eine Kreditlinie von ca. 600 TEUR gezogen werden. Eine Tranche der Kreditlinie wird meist nur für ein bis zwölf Monate gezogen und bei Bedarf regelmäßig prolongiert. Hier ist festzuhalten, dass der Beleihungswert des Depots während der kompletten Laufzeit die Höhe der in Anspruch genommenen Kredittranche nicht unterschreiten darf.

Dies hätte ansonsten zur Folge, dass der Investor einen Margin Call erhält und Liquidität nahschießen muss. Ist dies nicht möglich, werden durch die Bank bzw. den Broker solange autonom Positionen glattgestellt bis die vorhandenen Sicherheiten wieder mindestens dem Wert der Kredittranche entsprechen. Alternativ hat das Finanzinstitut auch die Möglichkeit, die Kreditlinie mit sofortiger Wirkung zu kündigen.

Wer bietet Lombardkredite an?

Zur Verfügung gestellt wird der Lombardkredit vor allem von Banken und Brokern. Allerdings ist hier festzuhalten, dass viele Banken diese Kreditart meist nur im gehobenen Kundensegment anbieten. Der administrative Aufwand, welcher durch hohe regulatorische Auflagen zustande kommt, verlangt eine bestimmte Mindestmarge, um die Kosten zu decken. Darüber hinaus gibt es daher bei vielen Instituten auch einen Mindestbetrag, welchen die Kreditlinie bzw. die erste in Anspruch genommene Tranche erfüllen muss.

Dabei sollten Anleger vor allem beachten, dass einige Depotanbieter die Beleihungswerte für das Depot anhand der Kreditwürdigkeit einzelner Positionen festmachen können. Um einen maximalen Beleihungswert zu erreichen, sollten entsprechend Titel an der liquidesten Börse gekauft werden. Passt der Broker den Beleihungswert einer Position nachträglich an, kann eine Untersicherung eintreten und der Anleger muss Kapital nachschießen, um die Kreditsumme zu verringern.

Die Höhe des Kreditzinses ist wichtig

Der Zinssatz bei Lombardkrediten ist im Vergleich zu Konsumentenkrediten meist relativ günstig. Dies rührt daher, dass der Risikoabschlag bei den gepfändeten Wertpapieren in der Regel einen hohen Kursrückgang abfedern kann. Der Referenzzinssatz, welcher bei der Berechnung des Zinses herangezogen wird, richtet sich nach der Laufzeit der jeweiligen Tranche.

Das heißt, bei einer Kredittranche über drei Monate wird der dreimonatige EURIBOR, LIBOR oder EONIA herangezogen. Da diese Basiszinssätze derzeit im negativen Bereich notieren, sind hier bei einigen Topkunden auch Sätze von 0,00% denkbar. Grundsätzlich dürfte sich die Normale Höhe des Zinssatzes jedoch je nach Institut zwischen 0,50% und 4,00% bewegen.

Mögliche Verwendungszwecke in der Praxis

Grundsätzlich können Lombardkredite unabhängig von der Verwendung gezogen und für vielerlei Zwecke genutzt werden. Meistens nutzen Kunden jedoch den Lombardkredit um im Depot einen Hebeleffekt aufzubauen. Durch die Aufnahme von Fremdkapital zu günstigen Zinsen und der anschließenden Investition in das beliehene Depot kann überproportional an Kursbewegungen teilgenommen werden.

Eine Aufnahme von Fremdkapital kann bei einem entsprechend hohen Anlagehorizont Sinn machen, solange die nachhaltige Dividenden- bzw. Zinsrendite der im Depot gehaltenen Wertpapiere höher ist als der Kreditzins. Anfänger im Börsenbereich sollten jedoch aus Sicherheitsgründen lieber nicht auf Leverage mittels Wertpapierkrediten zurückgreifen – es sei denn, die Kreditsumme kann jederzeit aus dem liquiden Kapital gedeckt werden.

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