JDE Peets Aktienanalyse: Ist der Kaffee-Konzern jetzt ein Kauf?

JDE Peets Aktienanalyse
JDE Peets Aktienanalyse

Der Start in den Tag beginnt für die meisten Menschen mit einer Tasse Kaffee. Das koffeinhaltige Heißgetränk gehört zu den beliebtesten Getränken überhaupt und nimmt bei einem Großteil der hart arbeitenden Bevölkerung einen massiven Anteil am täglichen Flüssigkeitskonsum ein. Kaffee ist nicht nur lecker, sondern macht auch noch wach. Kein Wunder also, dass Verbraucher auf der ganzen Welt immer mehr Geld für Kaffee ausgeben – ein Markt, der von wenigen Big Playern dominiert wird.

Neben dem Schweizer Konsumgiganten Nestlé gibt es seit diesem Jahr endlich auch Aktien des nach Umsatz weltweit größten Kaffee- und Teekonzerns an der Börse. Das Unternehmen JDE Peets, das sich zu über 60 % im Besitz der deutschen Milliardärsfamilie Reimann befindet, verkauft jedes Jahr rund 130 Mrd. Tassen Kaffee und Tee – aber auch viele weitere Produkte.

Immer dann, wenn eine neue Aktie am Markt gehandelt wird, ist die Bewegung unmittelbar nach dem IPO interessant. Wie gut ist die JDE Peets Aktie wirklich und eignet sich diese überhaupt für langfristig orientierte Privatanleger? Wir zeigen in unserer JDE Peets Analyse, was Anleger von dieser Aktie erwarten dürfen.

Die Marken und Produkte von JDE Peets

Bereits der Name des Konzerns verrät viel über die größten und wichtigsten Marken von JDE Peets: Neben Jacobs und Deuwe Egberts befindet sich auch die Kaffeemarke Peets im Besitz des Unternehmens. Weitere regionale und globale Marken wie OldTown, Pickwick, Harris und Bravo gehören ebenfalls zu JDE Peets. Insgesamt gehören rund 50 Marken zum Portfolio des Unternehmens, die in mehr als 100 Ländern vertrieben werden.

Die vielen Marken haben ihren Ursprung in der Entstehungsgeschichte des Konzerns. Die Familie Reimann hält die Beteiligung an JDE Peets über ihre Investmentgesellschaft Acorn Holdings, welche wiederum von der JAB Holding gehalten wird. Nachdem im Jahr 2012 Kaffee als Wachstumsmarkt erkannt wurde, kaufte man Peets und weitere Marken auf, um ein großes Portfolio an Kaffee- und Teemarken aufzubauen. Diese Aktivitäten resultierten im heutigen Konzern JDE Peets.

Die Märkte für Kaffee, Tee und Schokolade

Für Privatanleger empfiehlt es sich stets, den Markt zu analysieren und die Branche genau zu kennen. Bereits hier wird klar, dass JDE Peets in einem absoluten Wachstumsmarkt aktiv ist, der dem Unternehmen vergleichsweise sichere Gewinne über Jahrzehnte einspülen dürfte.

Das Kaffeegeschäft wächst laut Statista in den kommenden fünf Jahren mit einer Rate von 10,6 % pro Jahr. Der Umsatz von Kaffee, der außer Haus konsumiert wird, dürfte sich von 78 % in 2020 auf stolze 84 % im Jahr 2025 ausweiten. Insgesamt machen die USA noch vor Brasilien, Japan, Kanada und Deutschland den größten Marktanteil für Kaffeeprodukte aus. Im Zuge der rasch fortschreitenden Entwicklung in Südostasien dürften diese Märkte künftig aber stark wachsen und schnell aufholen.

Auch der Markt für Tee wächst rasant und hier spielt JDE Peets auch eine wichtige Rolle. Bis 2025 dürfte der Markt für Tee um jährlich rund 9,8 % wachsen. Dennoch wächst der Kaffeemarkt schnell und ist weitaus größer als der Markt für Tee. Mit einem prognostizierten Marktvolumen von rund 530 Mrd. € ist der globale Markt für Kaffee fast doppelt so groß wie der Markt für Tee, der 2025 auf ein Marktvolumen von ca. 280 Mrd. € kommen dürfte.

Im Vergleich mit anderen Konsumgütern aus dieser Sparte sind Kaffee und Tee stark am Wachsen. Insbesondere der Markt für Schokolade, der immer noch stärker als das globale BIP wächst, scheint dem gegenüber abgeschlagen:

  • Jährliches Wachstum bis 2025 von Kaffee: 10,6 % p.a.
  • Jährliches Wachstum bis 2025 von Tee: 9,8 % p.a.
  • Jährliches Wachstum bis 2025 von Schokolade: 4,2 % p.a.
  • Jährliches Wachstum bis 2025 des BIP: 3,4 % p.a.

JDE Peets ist also in Wachstumsmärkten unterwegs, in denen in den nächsten Jahren viel Geld zu verdienen sein dürfte. Zwar kann JDE Peets den Markt für Außer-Haus-Kaffee weniger gut bedienen (hier wäre Starbucks der klare Gewinner). Es ist jedoch nicht unwahrscheinlich, dass weitere Zukäufe, etwa von einer Kaffeehaus-Kette, die Marktposition künftig stärken könnten. Gerade der Instant-Kaffee von Tassimo und Senseo – beides Marken von JDE Peets – erfreut sich größter Beliebtheit bei Verbrauchern.

Die finanzielle Situation von JDE Peets

Betrachtet man die finanziellen Daten, zeigt sich eine schwierige Situation: Weil das Unternehmen in der jetzigen Form erst seit wenigen Monaten an der Börse gehandelt wird und wenige Jahre überhaupt alt ist, gestaltet sich die Analyse schwierig. Dennoch finden sich Finanzzahlen in der Bilanz, die für Anleger von größer Relevanz sind.

Konzernumsatz

Betrachtet man den Konzernumsatz, zeigt sich schnell, dass JDE Peets zwar seit 2017 gewachsen ist und das Wachstum auch steigern konnte – allerdings wuchs der Markt schneller als JDE Peets. Von 2017 auf 2018 konnte das Unternehmen den Umsatz um rund 2 % steigern, von 2018 auf 2019 sogar von 4,2 %. Das macht im Geschäftsjahr 2019 einen Konzernumsatz von stolzen 7 Mrd. Euro aus. Bei der aktuellen Marktkapitalisierung von rund 17,5 Mrd. Euro erreicht JDE Peets damit ein KUV / Kurs-Umsatz-Verhältnis von rund 2,4.

Brutto-Marge und EBIT-Marge

Erfreulicher sind die Margen, mit denen JDE Peets arbeitet. Während im Jahr 2017 mit einer Brutto-Marge von 39,9 % operiert wurde, konnte diese in den folgenden zwei Jahren auf stolze 43,3 % gesteigert werden. Auch die EBIT-Marge konnte massiv zulegen: Im Jahr 2017 wurde eine EBIT-Marge von 16,3 % erzielt, 2019 waren es dann bereits 18,1 %. Ob die Margen auch 2020 durch Corona steigen werden, lässt sich aktuell kaum abschätzen, ist aber eher zu bezweifeln.

Konzernergebnis und Free Cash Flow

Das EBIT selbst konnte von 2017 (707 Millionen Euro) auf 1,043 Mrd. Euro in 2019 gesteigert werden. Das entspricht einer Steigerung von stolzen 47 % innerhalb von nur zwei Jahren. Noch beeindruckender ist die Steigerung beim Free Cash Flow: Dieser erhöhte sich von 685 Millionen Euro auf 1,178 Mrd. Euro von 2017 auf 2019 Das entspricht einer Steigerung von 71,9 %. JDE Peets hat also hervorragende Aussichten, eine stabile und attraktive Dividendenaktie zu werden.

Eigenkapitalquote und Verschuldung

Betrachtet man die Verschuldung von JDE Peets, wird klar, wodurch das Wachstum zuletzt finanziert wurde: durch Fremdkapital. Alleine von 2018 auf 2019 wurde die Fremdkapitalquote von rund 65,5 % auf rund 70,5 % gesteigert. Zwar ist eine Eigenkapitalquote von mehr als 29 % in einem so stabilen Geschäftsmodell nicht tragisch, dennoch wäre eine etwas geringere Verschuldung wünschenswert. Das Management täte entsprechend gut daran, zunächst die aufgebaute Verschuldung abzubauen.

JDE Peets Analyse: Chartbild, Entwicklung und Bewertung

Aktuell kommt JDE Peets mit einem Preis von rund 35 € pro Aktie auf eine Marktkapitalisierung von rund 17,5 Mrd. Euro. Die Aktie ist an der Börse Amsterdam gelistet und verfügt über die ISIN NL0014332678. Mit einem KGV aktuell etwa 32 ist die Aktie über dem Durchschnitt des Marktes bewertet, allerdings finden sich kaum geeignete Titel für eine potentielle Peer Group. Unmittelbar nach dem IPO verlor die Aktie allerdings massiv an Boden, sodass ein Tief von 30,80 € Anfang November zu Buche stand.

Das KBV / Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt bei rund 1,7 – ein guter Wert für eine Aktie aus dem Konsumgüter-Bereich. Der Cashflow und das EPS / Earnings per Share (also Ergebnis pro Aktie) lässt sich für 2020 kaum abschätzen, dürfte aber im Bereich von rund 1,20 € liegen. Laut JDE Peets soll die Aktie eine Ausschüttungsquote von rund 50 % bekommen, was in einer Dividende von etwa 60 Cent resultieren würde. Die sich daraus ergebende Dividendenrendite läge bei etwa 1,7 %. Das ist zwar aktuell ein etwas schwacher Wert, es gibt jedoch ausreichend Luft und Phantasie für Dividendensteigerungen.

Fazit: Sollte man die JDE Peets Aktie jetzt kaufen?

Grundsätzlich sind Aktien von Konsumgüterherstellern aus dem Bereich des Basiskonsums immer als Beimischung oder direkt als Fundament eines breit diversifizierten Aktienportfolios geeignet. Die Produkte dieser Unternehmen – wie auch JDE Peets – werden in konjunkturellen Hochzeiten, wie auch in Krisenzeiten gekauft und konsumiert. Der Markt wächst mit zweistelligen Jahresraten und neben Nestlé ist JDE Peets der absolute Spitzenreiter in diesem Segment.

Andererseits lässt die Covid-19 Krise auch Unternehmen aus dem Basiskonsum nicht kalt. Die zunächst hohe Bewertung zum IPO wurde vom Markt relativ schnell korrigiert. Nach dem Tief bei 30,80 € dürfte jetzt aber das Einpendeln auf einen fairen Wert beginnen. Die Verschuldung des Unternehmens ist zwar relativ hoch, der stabile und außerordentlich hohe Cashflow und die sehr starken Margen gleichen diesen Makel jedoch wieder aus.

Anleger, die gerade in den Kaffeemarkt investieren möchten, sind mit Aktien von JDE Peets gut beraten. Der Konkurrent Nestlé ist zwar bedeutend stärker und breiter diversifiziert, die Exposure im Kaffee- und Teemarkt ist aber natürlich auch geringer. Wer nicht komplett in Kaffee und Tee gehen möchte, der kann einfach zur Mondelez Aktie greifen – der Konzern hält gut 20 % von JDE Peets. Für alle anderen konservativen Anleger mit langem Anlagehorizont ist JDE Peets eine gute Aktie mit Potential und ein vergleichsweise sicherer Buy-and-Hold Titel.

Hinweis: Dieser Artikel dient lediglich der Information. Die Inhalte stellen keinerlei Empfehlung zum Kauf einer oder mehrerer Titel dar. Der Autor dieses Artikels ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: JDE Peets.

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