Grüner Wasserstoff: Deutschlands Weg zur Klimaneutralität bleibt steinig

Grüner Wasserstoff gilt als zentraler Baustein für die Dekarbonisierung der Industrie. Doch der erwartete Boom bleibt aus. Ein Henne-Ei-Problem bremst den Fortschritt: Ohne große Abnehmer fehlt der Anreiz zur Produktion, ohne ausreichendes Angebot zögern potenzielle Nutzer. Zudem sind die Produktionskosten hoch, und die Infrastruktur für Transport und Speicherung ist unzureichend ausgebaut. Die Nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung sieht vor, bis 2030 eine Elektrolysekapazität von 10 Gigawatt zu erreichen. Aktuell sind jedoch nur 0,16 Gigawatt installiert, was das Erreichen des Ziels in Frage stellt.

Rückschläge in der Industrie: ArcelorMittal stoppt grünen Stahl

Ein bedeutender Rückschlag für den Einsatz von grünem Wasserstoff in der Industrie ist die Entscheidung von ArcelorMittal, die Pläne für grünen Stahl in Bremen und Eisenhüttenstadt aufzugeben. Das Unternehmen nannte hohe Strompreise und fehlende Wirtschaftlichkeit als Gründe. Damit verzichtet ArcelorMittal auf über eine Milliarde Euro an staatlicher Förderung. Andere Stahlhersteller wie Thyssenkrupp und Salzgitter halten jedoch an ihren Dekarbonisierungsplänen fest.

Politische Unsicherheiten bremsen Fortschritt

Die politische Unterstützung für grünen Wasserstoff ist uneinheitlich. Während die vorherige Bundesregierung den Bau von „H2-ready“ Gaskraftwerken förderte, fehlt im aktuellen Koalitionsvertrag ein klares Bekenntnis dazu. Diese Unsicherheit erschwert Investitionsentscheidungen und hemmt den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur.

Importabhängigkeit und internationale Konkurrenz

Aufgrund begrenzter erneuerbarer Energiequellen wird Deutschland auch langfristig auf Importe von grünem Wasserstoff angewiesen sein. Länder mit besseren klimatischen Bedingungen können Wasserstoff kostengünstiger produzieren. Dies stellt eine Herausforderung für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie dar.

Notwendigkeit eines klaren Fahrplans

Der schleppende Markthochlauf von grünem Wasserstoff in Deutschland zeigt, dass ambitionierte Ziele allein nicht ausreichen. Es bedarf klarer politischer Rahmenbedingungen, finanzieller Anreize und internationaler Kooperationen, um die Potenziale von grünem Wasserstoff voll auszuschöpfen.

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