Bankenverband rechnet mit erheblichen Auswirkungen der US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen auf Deutschland
Die künftige politische und wirtschaftliche Entwicklung in den USA wird sich auch deutlich auf die Wirtschaft und die Unternehmen in Deutschland und Europa auswirken, betont der Bundesverband deutscher Banken. Europa und die USA sind durch Handel und gegenseitige Investitionen eng miteinander verflochten. Das gilt auch für die Finanzmärkte. Trotz struktureller Unterschiede stehen laut Bankenverband beide Wirtschaftsräume zum Teil vor ähnlichen Herausforderungen: Industrie und öffentliche Infrastruktur sind zu modernisieren, die Produktivität und die globale Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
Die Vergangenheit weist den Weg
Aus den Erfahrungen aus vier Jahren Trump-Administration und vier Jahren Biden lassen sich nach Ansicht des Bankenverbandes Rückschlüsse ziehen, wie sich die US-Politik – je nach Wahlausgang – in den kommenden vier Jahren entwickeln könnte. Auch die Wahlprogramme und die Wahlkampfaussagen der vergangenen Wochen und Monate tragen zu den erwarteten Szenarien bei. Insgesamt bleibt die Datenlage zwar dünn, aber einige wirtschaftspolitische Tendenzen zeichnen sich trotzdem ab.
Mehr Zölle und Handelsbeschränkungen unter Trump
Sollte Donald Trump erneut zum Präsidenten gewählt werden, könnte die Handelspolitik verstärkt von Zöllen und anderen Handelsbeschränkungen geprägt werden. Das würde erhebliche Veränderungen im Welthandel mit sich bringen. Dies gilt ganz besonders – aber nicht nur – für Zölle gegenüber China.
Impulse für neue Freihandelsabkommen zwischen den USA und anderen Staaten oder gar für eine regelbasierte Welthandelspolitik seien mit Donald Trump hingegen nicht zu erwarten. Unklar ist, wie es mit der aktuellen Subventionspolitik im Rahmen des Inflation Reduction Act weitergehen wird. Derzeit unterstützt sie Unternehmen in den USA bei der Transformation. Unternehmen könnten möglicherweise von generellen Steuererleichterungen profitieren. Die Klima- und Energiepolitik dürfte wahrscheinlich wieder die konventionellen Energieträger begünstigen.
Mehr Kooperation mit der EU unter Harris
Auch wenn Kamala Harris ins Weiße Haus einzieht, wird der Schutz der US-Wirtschaft ein zentrales Element sein. Insbesondere die Wirtschaftsbeziehungen zu China werden auch von den Demokraten sehr kritisch gesehen. Zölle dürften allerdings eine geringere Rolle spielen. Doch auch Harris würde vermutlich keine neuen Freihandelsabkommen forcieren. Der Austausch mit der EU könnte mit Harris als Präsidentin insgesamt kooperativer werden als mit Trump. Das gilt sowohl für bilaterale Beziehungen als auch für den Umgang mit Dritten. Durch eine entsprechende Subventionspolitik dürfte auch die Transformation und Dekarbonisierung der Wirtschaft weiter Unterstützung erfahren.
US-Markt bleibt attraktiv
Grundsätzlich dürfte sich unabhängig vom Wahlausgang der Trend bestätigen, dass die USA in Zukunft stärker protektionistisch agieren werden, um auf den Strukturwandel im eigenen Land, aber auch auf globale Verschiebungen zu reagieren. Die Orientierung an multilateralen Regelsystemen würde dadurch weiter abnehmen. Für Unternehmen aus Deutschland und der EU bleibt der US-Markt jedoch hochattraktiv. Das gilt sowohl für Exporte als auch für Investitionen. Dieser Markt bietet nach wie vor gute Möglichkeiten der Diversifizierung. Der Deutsche Bankenverband betont, dass es aus Sicht der Banken entscheidend ist, dass der bestehende transatlantische Finanzmarkt vernetzt und berechenbar bleibt.
Überzeugende Lösungsansätze für eine erfolgreiche transatlantische Zusammenarbeit
Entscheidend für den Erfolg der deutschen und europäischen Unternehmen und der Wirtschaft ist in erster Linie die Wettbewerbsfähigkeit. Dazu bedarf es der richtigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Die EU muss einen einheitlichen und stärker strategisch ausgerichteten Ansatz verfolgen, um angesichts der globalen Veränderungen und des scharfen Wettbewerbs gute Rahmenbedingungen für die eigene Wirtschaft zu schaffen. Konstruktive Antworten auf die geopolitischen Herausforderungen sind von entscheidender Bedeutung. Es ist nun Aufgabe von Deutschland und der EU, überzeugende Lösungsansätze zu bieten, damit die transatlantische Zusammenarbeit erfolgreich fortgesetzt werden kann.
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